Dienstag, 23. April 2013

Giralgeldschöpfung


von Rico Albrecht


Rechnet man alle Staatsschulden der Erde zusammen, dann ergibt sich eine Summe von über 32 Billionen Euro (Stand 2011). Man fragt sich, wem schuldet die ganze Welt so viel Geld? Wer hat es hergestellt und verliehen, wenn sowohl Staaten als auch Banken permanent vor der Pleite gerettet werden müssen?

Warum werfen sämtliche Staaten ihren Völkern vor, sie hätten alle über ihre Verhältnisse gelebt und würden zukünftigen Generationen nur Schulden hinterlassen? Wieso braucht die ganze Welt mehr Wachstum und soll immer mehr arbeiten, mehr sparen und mehr Steuern bezahlen?

Auch die Frage, woher Staaten, die selbst in Schulden versinken, das Geld für Rettungsschirme, Eurorettung, ESM und vieles mehr nehmen, ist entscheidend für das Verständnis aller Zusammenhänge in Wirtschaft und Politik.

Geld entsteht zum einen, indem Zentralbanken es drucken. Doch dadurch gelangt es noch lange nicht in Umlauf, denn schließlich verschenken sie es nicht. Sie verleihen es nur, und zwar an die Geschäftsbanken. Zusätzliches Giralgeld entsteht, indem die Geschäftsbanken dann auf Basis des Mindestreservesatzes vielfach gehebelt weitere Kredite an Staaten, Unternehmen und Privatpersonen geben. Diese Erhöhung der (Giral-)Geldmenge durch die Kreditvergabe der Geschäftsbanken nennt man auch Giralgeldschöpfung. (Quelle: Bundesbank, siehe unten)

Immer wieder werden wir gefragt, was wir von der These halten, dass es die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken nicht gäbe. Die gängigsten Argumente, mit denen man die Giralgeldschöpfung widerlegen möchte, lauten, dass Giralgeld kein richtiges Geld sei, dass man es in den Bankbilanzen nicht erkennen könne und dass Banken niemals in eine Krise geraten würden, wenn sie sich durch selbst geschöpftes Geld beliebig bereichern könnten.

Auf den ersten Blick ist diese These sogar richtig und in sich schlüssig, allerdings nur wenn man die Begriffe Giralgeld und Giralgeldschöpfung vorher falsch definiert. Selbstverständlich findet keine Giralgeldschöpfung in der Form statt, dass Banken ihr selbst erzeugtes Giralgeld als eigenes Guthaben oder als Gewinn verbuchen. Oder anders ausgedrückt, es erscheint in der Bankbilanz natürlich nicht in der eigenen Kasse, weshalb es auch eine Selbstverständlichkeit ist, dass man es dort nicht findet.

An Aussagen wie, man könne doch nichts verleihen, was man nicht hat, erkennt man, dass die Leugnung der Giralgeldschöpfung nur dann gelingt, wenn man Begriffe ungenau bzw. falsch definiert. Selbstverständlich verleihen Banken kein Geld, das sie nicht haben, sie geben Kredit. Geld verleihen und Kredit geben sind zwei völlig verschiedene Dinge:

Man kann z.B. jemandem 10 Euro leihen, wenn man 10 Euro besitzt. Man kann aber auch jemandem 10 Euro Kredit geben, ohne diesen Betrag zu besitzen, indem man beispielsweise etwas verkauft und der Käufer einem verspricht, später zu bezahlen. Genau das machen auch die Banken. Sie gewähren einen bestimmten Betrag als Kredit an einen Kreditnehmer, und dieser verspricht, später zu bezahlen. Banken verleihen kein Geld. Sie geben Kredit, gedeckt durch ein Rückzahlungsversprechen und die Mindestreserve.

Somit gelangt sämtliches Geld nur als Kredit, also zinsbelastet in den Wirtschaftskreislauf. Dort fehlt aber in Summe das Geld für die Zinsen, so dass man permanent weiteres Kreditgeld und ewiges Wirtschaftswachstum benötigt. Die Problematik des Zinses und die Folgen daraus werden ausführlicher erörtert unter: www.wissensmanufaktur.net/steuerboykott.

Gerne verweisen die Gegner der Giralgeldschöpfung auch auf Bankbilanzen, in denen die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden in etwa in derselben Größenordnung liegen wie die Forderungen an Kunden. Daraus schließen sie dann, dass eine Geschäftsbank einem Kunden nur dann einen Kredit gewähren könne, wenn ihre Kundeneinlagen dies zulassen. Tatsächlich ist es allerdings so, dass die gewährten Kredite natürlich zu Kundeneinlagen werden. Doch um diesen Zusammenhang zu verstehen, ist leider ein kleiner Ausflug in die Grundsätze der Buchhaltung unumgänglich. Dem häufig geäußerten Wunsch, die Giralgeldschöpfung einmal ohne Buchhaltung zu beschreiben, können wir leider nicht nachkommen, denn Giralgeld ist Buchgeld und entsteht nur durch buchhalterische Prozesse:

Wenn Geschäftsbanken bei der Kreditvergabe Giralgeld schöpfen, dann erscheint es als Guthaben auf dem Konto des Kreditnehmers und wird somit zu dessen Einlage bei derselben oder einer anderen Bank. Für die kreditgebende Bank ist dieses Giralgeld dann eine Verbindlichkeit (Passivseite der Bankbilanz). Dieser Verbindlichkeit gegenüber entsteht gleichzeitig aber auch eine Forderung an den Kreditnehmer (Aktivseite der Bankbilanz), so dass die Giralgeldschöpfung an sich erst einmal nur eine Bilanzverlängerung darstellt und somit ergebnisneutral ist. Dieser Vorgang erhöht aber dennoch die nachfragewirksame Geldmenge (auch wenn Giralgeld kein Geld im engeren Sinne ist), da der Kreditnehmer sein Guthaben auf die Konten anderer Bankkunden übertragen kann, indem er z.B. Rechnungen bezahlt.

Die Bundesbank selbst beschreibt den Prozess der Giralgeldschöpfung wie folgt: "Wenn eine Geschäftsbank einem Kunden einen Kredit gewährt, dann bucht sie in ihrer Bilanz auf der Aktivseite eine Kreditforderung gegenüber dem Kunden ein – beispielsweise 100.000 Euro. Gleichzeitig schreibt die Bank dem Kunden auf dessen Girokonto, das auf der Passivseite der Bankbilanz geführt wird, 100.000 Euro gut. Diese Gutschrift erhöht die Einlagen des Kunden auf seinem Girokonto – es entsteht Giralgeld, das die Geldmenge erhöht."
Quelle: http://www.bundesbank.de/download/bildung/geld_sec2/geld2_gesamt.pdf (Seite 88 ff., Stand: August 2009*)
*Achtung: Die Bundesbank hat die entscheidende Passage inzwischen komplett anders formuliert. Die Aussagen sind zwar inhaltlich identisch, jedoch nun weniger verständlich ausgedrückt und ohne das anschauliche Beispiel. Frühere Version siehe: geld2_gesamt.pdf (Seite 88 ff., Stand: August 2009)

Ihr Rico Albrecht, August 2011 (aktualisiert im August 2012)



Zur freien Verbreitung mit Quellenangabe: www.wissensmanufaktur.net/freiheit-geldsystem

Demokratischer Kapitalismus?


Oder kapitalistische Demokratie? Wer hat das Sagen?

von Rico Albrecht 


Aktuell erleben wir überall in Europa Demonstrationen für „mehr Demokratie". Allein diese Forderung wirft allerdings bereits zwei Fragen auf:

· Erstens: Wie ist Demokratie eigentlich genau definiert? Bevor wir immer mehr davon fordern, sollten wir zuerst einmal genauestens festlegen, was dieser Begriff eigentlich exakt bedeutet. Wenn das Ergebnis einer sogenannten Demokratie immer weniger Freiheit, dafür aber immer mehr Steuern, Abgaben, Zinsen, Rettungsschirme und diktatorische Institutionen wie z.B. ein ESM sind, dann sollten wir uns gründlich überlegen, ob wir wirklich immer mehr davon haben wollen!

· Zweitens: Wenn das Volk mehr Demokratie fordert, dann stellt sich ganz besonders die Frage: An wen richtet das Volk eigentlich diese Forderung? Laut Grundgesetz Artikel 20 Absatz 2 geht doch bereits alle Staatsgewalt vom Volke aus. Wenn das Volk mehr Demokratie fordert, dann müsste es diese Forderung eigentlich nur an sich selbst richten, anstatt auf der Straße „die da oben" um irgendetwas zu bitten.

Aus diesen beiden Fragen ergibt sich die direkte Schlussfolgerung, dass das Volk die Demokratie, die es sich wünscht, zuerst einmal selbst exakt definieren und dann vor allem selbst errichten muss, und zwar ohne die „Mächtigen“ zu fragen, denen allein das Volk die Macht verleihen, aber auch entziehen kann, allerdings leider nicht durch Wahlen.

Als „Demokratie“ haben sich bereits viele Regimes selbst bezeichnet. So war es zum Beispiel auch in der sogenannten „Deutschen Demokratische Republik“. Heute wissen wir in allen Teilen Deutschlands, dass das Volk in der damaligen DDR nicht das Sagen hatte. Der „demokratische Sozialismus“ dort war etwas völlig anderes als das, was man sich allgemein unter einer Demokratie vorstellt.

Aber sieht es mit dem Volkswillen im „demokratischen Kapitalismus“ wirklich viel besser aus? Unter Demokratie verstehen die meisten Menschen heute eine Herrschaft des Volkes. Dies hat zwar nichts mit einer echten Demokratie nach altgriechischem Vorbild (in der es weder Wahlen noch Steuern gab) zu tun, doch wollen wir trotzdem einmal die landläufige Definition von Demokratie mit dem vergleichen, was wir heute haben:

Es soll also einerseits Demokratie in Form einer Herrschaft des Volkes geben. Andererseits haben wir aber Kapitalismus, also eine Herrschaft des Kapitals. Wer hat nun eigentlich das Sagen? Das Volk oder das Kapital? Kann es einen demokratischen Kapitalismus oder eine kapitalistische Demokratie überhaupt geben? Oder stehen Demokratie und Kapitalismus nicht viel eher in einem klaren Widerspruch?

Im Kapitalismus ordnen sich alle Staaten einer international aktiven Finanzmacht unter. Diese leiht den Staaten Geld und legt die Konditionen dafür fest. Kapitalistische Staaten haben kein eigenes Geld, das sie in Form einer Währung in Umlauf bringen können, ansonsten wären sie nicht allesamt verschuldet. Sie leihen es sich von Institutionen, die über verschiedene Zwischenstufen außerhalb jeglicher staatlichen Kontrolle stehen. Die Folge ist, dass kaum jemand weiß, bei wem eigentlich all die Staaten verschuldet sind, und wer die Zinsen hierfür kassiert. Die Finanzminister, die gegen die jeweiligen Völker eingesetzt werden, wissen es zwar, aber sie verweigern hierzu jegliche Auskunft.

Für die „Dienstleistung“ der Geldherstellung kassieren diejenigen, denen man dieses Privileg verliehen hat, permanent Zinsen, welche von den werktätigen Menschen unter anderem in Form von Steuern entrichtet werden müssen. Und wenn es hierbei einmal klemmt, wird ein ESM gegründet, der sich von den Steuerzahlern ohne Widerrede holen kann, was er will, der mit dem erbeuteten Geld tun kann, was ihm beliebt, und der dafür bei keinerlei demokratisch legitimierten Kraft Rechenschaft ablegen muss.

Im „demokratischen Sozialismus“ herrschte eine kleine Machtelite, das Zentralkomitee. Und im „demokratischen Kapitalismus“ herrscht ebenfalls eine kleine Machtelite, die Betreiber der Zentralbank. Das Kapital herrscht mit Hilfe seiner angeschlossenen Organe, den Banken und Staaten, über die im Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Staaten ansässigen Völker.

Der Banken- und Staatsapparat ist so aufgebaut, dass die Zentralbanken, die ihre Gewinne theoretisch in den Staatshaushalt abführen würden, kaum Gewinne machen. Sie verleihen das von ihnen hergestellte Kreditgeld zu minimalen Zinsen an private Geschäftsbanken, die es dann zu wesentlich höheren Zinsen an Staaten weiterverleihen. Die betreffenden Beträge können dabei noch zusätzlich gehebelt werden auf Basis des Mindestreservesatzes, der in der Euro-Zone seit Januar 2012 bei nur noch 1% liegt.

So generieren die Geschäftsbanken als „Zwischenhändler" und „Multiplier" sichere Gewinne auf Kosten der Steuerzahler. Diese Leistungsträger der Gesellschaft sorgen dann durch ihren Zinsdienst nicht nur dafür, dass die Gewinne der Banken erwirtschaftet werden, sondern tragen hierbei sogar noch selbst das Risiko! Falls es einmal irgendwo klemmt, kann man die Steuerzahler mit Hilfe der Staatsgewalt (bei der sie auch noch selbst die Arbeit verrichten) dazu zwingen, jedes beliebige Rettungspaket zu finanzieren. Als zusätzliches Faustpfand dienen dabei ihre Sparvermögen, die sie sich selbst durch ihre eigenen Steuerzahlungen garantieren müssen. All das ermöglicht den Initiatoren dieses Systems ein gigantisches bedingungsloses Grundeinkommen, weshalb es leider keines für alle Anderen gibt.

Nun wäre es in einer tatsächlichen Volksherrschaft ein Leichtes, ein eigenes Geldsystem des Volkes zu errichten, anstatt immer mehr Rettungsmilliarden aufzubringen, die mathematisch hochrechenbar niemals genügen und jedes Mal größer werden müssen. Eine öffentliche Zentralbank mit Geldschöpfungsmonopol könnte die Staaten direkt finanzieren, was in einem System des fließenden Geldes sogar ohne Inflation möglich ist.

So würde es wohl am ehesten dem Willen des Volkes entsprechen. Aber wird jemals eine Mehrheit diese komplexen Zusammenhänge verstehen, angesichts der medialen Berieselung, durch die sich das Volk (gesteuert vom Kapital) permanent selbst in die Irre führt?

Da sich im Kapitalismus das Kapital systembedingt immer stärker bei den Wenigen konzentriert, die auf Basis von Zins und Zinseszins immer mehr dazubekommen, konzentriert sich dort auch immer mehr Macht, die über Geld, Medien und Politikdarsteller ausgeübt wird.

Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Inhaber der großen Kapitalsammelbecken rational verhalten, ansonsten hätten sie ihre Stellung nicht erreicht. Dies bedeutet, dass sie die Möglichkeiten nutzen, die ihnen innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen von uns geboten werden. Rational ist es hierbei zunächst einmal, den Zustand (latein „Status“, wovon sich „Staat“ ableitet) zu erhalten, indem man entsprechend in Medienkonzerne und Politiker investiert, die dieses System weiterhin aufrechterhalten.

Um diese Rahmenbedingungen grundsätzlich zu ändern, nützt es nichts, irgendwelche Forderungen an irgendwelche Politiker zu richten oder neue Parteien zu gründen. Partei (latein: pars, englisch: part) kommt von Teil. Parteien sind die Verkörperung des uralten Herrschaftsprinzips: „Teile und Herrsche!“ Durch politische Parteien kann man das Volk teilen, sodass man es besser beherrschen kann. Da nützt es nichts, noch weitere Parteien zu gründen, um das geteilte Volk noch weiter zu zerteilen…

Das bestehende System ist leider von innen heraus nicht reformierbar, denn wer als Politikdarsteller mit einer Partei an die „Macht“ kommen will, also die dritthöchste Position in der Hierarchie unter dem Kapital und seinen Medienkonzernen anstrebt, der muss sich stets beim Kapital und bei den Medien die nötigen Mittel in Form von positiver Meinungsmache erbetteln.

Neue Rahmenbedingungen sind allerdings dennoch durchsetzbar, allerdings muss man hierfür die ausgetretenen Denkpfade verlassen und kreativ werden. Im Plan B der Wissensmanufaktur gehen Andreas Popp und ich näher darauf ein, wie eine tatsächliche Neuordnung aussehen könnte und wie wir dahin kommen. Die hierfür notwendigen Auslöser und Methoden habe ich in meinem Aufsatz Steuerboykott näher beschrieben.

Appelle an Politikdarsteller können aufgrund der systembedingten Machtverhältnisse leider nichts bewirken, denn ihre Karriere hängt von den Geldgebern und Meinungsmachern ab.

Auch auf das sogenannte Bundesverfassungsgericht sollte man nicht hoffen. Glasklar sind ESM und Fiskalpakt grundgesetzwidrig, wie Gregor Gysi vor kurzem in einer nur 20-minütigen Rede zweifelsfrei feststellte und leicht nachvollziehbar erklärte. Warum Verfassungsrichter dennoch so lange für die Bearbeitung entsprechender Klagen brauchen, liegt daran, dass die politischen Entscheidungen, die sie zu treffen haben, bereits feststehen. Allerdings ist es in diesem Fall besonders schwierig, sich eine Begründung aus den Fingern zu saugen, die irgendwie plausibel und gesetzeskonform aussieht.

Auch Demonstrationen, mit denen man sich an die Machthaber wendet, um irgendetwas zu fordern, helfen unter diesen Umständen selbstverständlich nicht. Anders ist dies, wenn man sich bei Demonstrationen an die Menschen selbst wendet, um diese dazu zu bewegen, dem bestehenden System ihre persönliche Energie zu entziehen. Solche Demonstrationen helfen dabei, noch mehr Menschen für die Errichtung neuer Rahmenbedingungen zu mobilisieren, was für mich ein Grund war, mich bei einer dieser Veranstaltungen zu Wort zu melden, was dann ausführlicher wurde, als gedacht...



Ihr Rico Albrecht, Mai 2012



Zur freien Verbreitung mit Quellenangabe: www.wissensmanufaktur.net/freiheit-geldsystem

Video siehe: www.wissensmanufaktur.net/demokratischer-kapitalismus. Als pdf-Datei herunterladen: demokratischer-kapitalismus.pdf

Freiheit – eine Frage des richtigen Geldsystems


Aufsatz und Vortrag von Rico Albrecht vom 09.06.2012 



Arena Leipzig, Großveranstaltung
"Lust auf neues Geld"


Als die Menschen 1989 in Leipzig auf die Straße gingen, wollten sie Freiheit statt Sozialismus. Doch was haben sie bekommen? – Kapitalismus statt Freiheit.

Wie es im real existierenden Sozialismus um die Freiheit bestellt war, muss man vor allem denjenigen nicht erzählen, die damals selbst davon betroffen waren, sofern ihre Erinnerung an tödliche Mauern, Stasi und alle anderen Repressalien gegen das Volk noch präsent sind. Doch selbst im damaligen Ostblock gelang es den Mächtigen, den Freiheitsbegriff für ihr System zu vereinnahmen. Sie brauchten dafür nur die passende Begriffsdefinition. So definierte man einfach, dass Freiheit dann gegeben sei, wenn man frei von Existenzängsten ist, denn diese Art von Freiheit wurde immerhin verwirklicht.

Auf der anderen Seite gibt es im Kapitalismus die Freiheit der grenzenlosen Anhäufung von Kapital und Macht, die aus dem ständig wachsenden Mittelzufluss aus Zins und Zinseszins resultiert. Jede Ansammlung von Macht führt zur Möglichkeit, Herrschaft auszuüben. Aber Herrschaft ist genau das Gegenteil von Freiheit, zumindest für die Beherrschten.

Wenn sich Kapital und Macht in wenigen Händen zusammenballen und deren Einfluss auf die Finanzen eines Staates und die veröffentlichte Meinung dominierend wird, dann herrschen trotz vordergründiger Demokratie wenige Mächtige über viele Ohnmächtige. Bankensysteme und Medienapparate haben eine Macht, die weit über die von Staaten hinausgehen kann. Wer den Staaten das Geld leiht, kann Bedingungen stellen. Und Medien haben die Macht, die veröffentlichte Meinung und somit das Ergebnis von Wahlen zu beeinflussen. Diese Freiheiten gibt es im Kapitalismus nur für sehr wenige.

Unter den Kritikern des bestehenden Geldsystems kristallisieren sich zurzeit zwei wesentliche Strömungen heraus: die Befürworter einer freien Marktwährung und die Befürworter eines fließenden Geldes. Beide Alternativen zur Alternativlosigkeit der Politik haben gegenüber dem herrschenden System den entscheidenden Vorteil gemeinsam: Der Staat, also der Steuerzahler muss nicht mehr für Geld, welches private Geldmonopolisten aus dem Nichts schöpfen, Zinsen bezahlen.

Unterschiede gibt es jedoch beim Thema Freiheit. Befürworter einer freien Marktwährung betrachten das fließende Geld, das ja schließlich einer staatlichen Regulierung unterliegt, als nicht mit dem Freiheitsbegriff vereinbar. Sie wünschen sich eine absolute Freiheit der Märkte, die dadurch gewährleistet werden soll, dass es kein gesetzliches Zahlungsmittel gibt, sodass Marktkräfte dafür sorgen können, dass sich automatisch die ideale Währung etabliert.

Eine solche Selbstregulierung ist bekannt aus der Regelungstechnik. Sie funktioniert in vielen technischen Systemen, jedoch nur unter der Bedingung, dass es darin keine positive Rückkopplung (Exponentialfunktion) gibt. Die Kapitalverteilung in einer Gesellschaft reguliert sich jedoch leider nicht von selbst. Wo schon viel ist, kommt immer mehr hinzu, mit der Folge, dass immer schneller immer noch mehr hinzukommt. Zins und Zinseszins sorgen dafür, dass dies solange geschieht, bis es zu Konflikten kommt, die es in der Geschichte leider schon viel zu oft und mit verheerenden Folgen gab.

Die Freiheit der grenzenlosen Vermehrung von Kapital und Macht führt zu Herrschaft. Herrschaft ist allerdings für die Beherrschten das Gegenteil von Freiheit. An diesem Widerspruch wird deutlich, dass es dringend erforderlich ist, den Freiheitsbegriff zuerst einmal korrekt zu definieren, bevor man sich Gedanken über seine Verwirklichung macht.

Hierzu muss man zunächst feststellen, dass in einer Gesellschaft niemals alle ihre eigene Freiheit uneingeschränkt ausüben können, da absolute Freiheit einzelner zwangsläufig eine Einschränkung der Freiheit anderer bewirkt. Nimmt sich zum Beispiel jemand die Freiheit heraus, einen Wald zu roden, um daraus Brennholz herzustellen, welches er dann als sein Eigentum deklariert, verlieren alle anderen die Freiheit, den naturgegebenen Wald ebenfalls zu nutzen.

Die eigene Freiheit sollte dort enden, wo die Freiheit anderer beginnt. Daher kann eine nach Freiheit strebende Gesellschaft niemals ein Maximum, sondern bestenfalls ein Optimum an Freiheit verwirklichen. Hierzu benötigt man Regeln, die sich in einem Rechtssystem definieren lassen. Zur Durchsetzung von Recht benötigt man eine Institution, die sich dem Recht verpflichtet sieht. Diese Rolle sollte eigentlich der Staat spielen. Das müsste dann aber ein Staat des Volkes sein, der selbst keiner übergeordneten Herrschaft unterliegt, sich also nicht einem überstaatlichen Finanzsystem unterordnet, sondern ein Finanzsystem des Volkes verwirklicht.

Unter einer freien Marktwährung lässt sich zwar ein Maximum an Freiheit für einzelne realisieren, jedoch aufgrund der entstehenden Machtkonzentrationen kein Optimum an Freiheit für alle. Bei einem fließenden Geld ist es genau umgekehrt. Wenn man es gemeinsam mit unterstützenden Komponenten einführt (siehe Plan B) wird die erste Million nicht mehr die schwerste, sondern die leichteste. Die Konzentration von Macht wird erschwert, dafür kommt man aber näher an ein Optimum an Freiheit für alle.

Nun kann man sich darüber streiten, welches System je nach Begriffsdefinition mehr Freiheit ermöglicht. Unabhängig davon wissen wir aber, dass es eine freie Marktwährung früher bereits gegeben hat, und zwar bevor Währungen, Geldsysteme und die ihnen untergeordneten Staaten entstanden. Diese Freiheit ermöglichte bestimmte Machtkonzentrationen, Währungsstandards, Geldsysteme und schließlich die Abteilungen der Finanzmacht, ihre ausführenden Organe, die wir als Staaten bezeichnen.

Alle heutigen Staaten sind verschuldet, und wer Schulden hat, ist nicht frei. Wer schulden hat, muss die Bedingungen der Gläubiger erfüllen. Wenn der Staat selbst nicht frei ist, dann kann er folglich auch nicht die Freiheit des Volkes ermöglichen.

Der große Dichter und Denker Johann Wolfgang von Goethe erkannte schon seinerzeit: „Niemand ist hoffnungsloser versklavt als jene, die fälschlicherweise glauben, frei zu sein.“

Wenn wir ein Optimum an Freiheit für alle wollen, benötigen wir also ein Finanzsystem des Volkes und einen Staat des Volkes, um eine Konzentration von Macht und die daraus folgende Herrschaft zu verhindern.

Um die gegenwärtige Lage zu verstehen, muss man sich zunächst einmal die aktuell geltende Hierarchie klar vor Augen führen. Ganz oben, an der Spitze der Hierarchie steht ein Bankensystem. Darunter untergeordnet folgt der Staat. Diese Reihenfolge erkennt man leicht daran, dass ein Staat Banknoten benötigt, um eine Währung in Umlauf zu bringen. Es gibt schließlich keine Staatsnoten. Auf die Frage, wieso der Staat Zinsen für Banknoten bezahlt, obwohl er doch selbst das Geldschöpfungsmonopol beanspruchen und Staatsnoten herstellen könnte, bekommt man von allen Regierungen keine nachvollziehbare Antwort.

Staatsnoten hat man auch in der Geschichte fast noch nie gesehen. Eine Ausnahme gab es 1963 in den USA als neben dem Banken-Dollar (Federal Reserve Note) auch ein Staats-Dollar in Umlauf gebracht wurde (United States Note). Aber John F. Kennedy konnte sich bekanntlich mit den Staatsnoten nicht durchsetzen. Sein Nachfolger kehrte rasch zu den Banknoten zurück, und seither hat sich kein US-Präsident mehr in die höhere Politik eingemischt.

Ein weiteres Beispiel, dafür, dass die Gläubiger entscheiden, was ein Staat zu tun hat, sieht man an Griechenland 2011. Als dort ein Präsident den Vorschlag machte, das Volk zu fragen, was es von Belangen hält, die das Finanzsystem betreffen, waren die Kapitalmedien sehr besorgt darüber, was im Mutterland der Demokratie vor sich ging. Wenige Tage später hat sich Papandreou dann freiwillig verabschiedet. Ob er dabei Parallelen zum Schicksal von Kennedy befürchtet haben könnte, kann natürlich niemand ernsthaft behaupten, denn für solche Theorien gibt es keine Belege. Nachfolger von Papandreou wurde schließlich ein Mitarbeiter von Goldman Sachs, der die Aufgabe übernahm, die Abteilung Griechenland für das Bankensystem zu führen.

So haben die Banken ihre als Staaten bezeichneten Abteilungen überall auf der Welt, die die Interessen des Bankensystems gegenüber den jeweils ansässigen Völkern vertreten.

Eine Beschäftigung mit der deutschen Sprache ist ja bekanntlich oft sehr aufschlussreich. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang der Begriff „Volksvertreter“. Man fragt sich, gegenüber welchen mächtigeren Gruppen die Interessen des Volkes eigentlich vertreten werden müssen. Wenn in einer Demokratie das Volk das Sagen hat, wozu braucht es dann Interessensvertreter? Abgesehen davon ist es natürlich auch fraglich, ob sie wenigstens dieser Bezeichnung gerecht werden. Angesichts der Interessen, die sie gegenüber dem Volk vertreten, wäre es vielleicht treffender, sie als Finanzvertreter zu bezeichnen. Und der Begriff Staatsdiener sollte unter diesen Umständen treffender durch Bankendiener ersetzt werden.

Entsprechend dieser Hierarchie versteht man nun vielleicht besser, wieso Demonstrationen in Berlin kein Problem sind, während zum Beispiel die Occupy-Bewegung im Zentrum der Macht, also im Frankfurter Bankenviertel, keine Chance hatte, sich gegen das von den Staaten ausgeübte Gewaltmonopol der Banken durchzusetzen.

Der Begriff Staat leitet sich von Status ab. Es geht also um einen Zustand, den es zu erhalten gilt. Der Kern des herrschenden Zustands ist ein Geldsystem, das die permanente Umverteilung von Fleißig nach Reich bewirkt. Wie diese Umverteilung zustande kommt, wird schnell klar, wenn man den Blick auf einige Zahlen wirft.

Folgende Grafik unterteilt die Bevölkerung im Zuständigkeitsbereich der Bundesregierung in zehn Haushaltsgruppen, sortiert nach ihren Lebenshaltungskosten (blaue Balken). Es ist leicht nachvollziehbar, dass die wohlhabenderen Gruppen einen höheren Lebensstandard haben als die ärmeren Gruppen und daher auch mehr für ihren Lebensunterhalt ausgeben. Es sei ihnen selbstverständlich gegönnt, denn in den meisten Fällen steckt sehr viel Fleiß dahinter.



In den Lebenshaltungskosten enthalten ist ein Zinsanteil, der nach Untersuchungen von Helmut Creutz, Margrit Kennedy und anderen in einer Größenordnung von etwa 30 bis 50 Prozent liegt. Wer sich lieber auf eigene Überlegungen anstatt auf Studien verlässt, kann diese Größenordnung aber auch sehr leicht selbst nachvollziehen: Allein die Steuern, die wir bezahlen, werden in etwa zu einem Sechstel bis zu einem Fünftel für Zinszahlungen auf Staatsschulden verwendet. Weitere Zinsen verbergen sich sehr stark in der Miete, in der sie über 80 Prozent der Kosten verursachen. Der Zinsanteil in den Waren und Dienstleistungen erhöht auch alle Preise, da jeder, der an der Wertschöpfungskette beteiligt ist, seine Zinskosten in den Verkaufspreis einfließen lassen muss. So ist eine Größenordnung von etwa 40 Prozent (bei der Zinseinnahmen noch nicht berücksichtigt sind) leicht nachvollziehbar.

Betrachten wir als Beispiel die Haushaltsgruppe Nr. 5, die in etwa dem durchschnittlichen deutschen Haushalt entspricht. Bei etwa 25.000 Euro Lebenshaltungskosten pro Jahr bezahlt sie bei einem Zinsanteil von ca. 40 Prozent rund 10.000 Euro versteckte Zinsen. Bei 40 Millionen Haushalten im Zuständigkeitsbereich der Bundesregierung ergibt dies ein Gesamtvolumen von ca. 400 Milliarden Euro, die (bevor man die Zinseinnahmen berücksichtigt) erst einmal von uns allen jedes Jahr aufgebracht werden.

Bis hierher ist das alles noch nicht weiter dramatisch, denn wie man an der Grafik sieht, bezahlen die Haushalte mit den hohen Lebenshaltungskosten mehr in das Zinssystem ein als die Haushalte mit den niedrigen Lebenshaltungskosten.

Interessant wird dieses System erst dann, wenn wir uns anschauen, wie dieses jährliche Budget ausbezahlt wird. Die Zinseinnahmen, die natürlich von der Größe des Vermögens abhängen, werden durch die grüne Fläche dargestellt.

Wer als durchschnittlicher deutscher Haushalt (Haushaltsgruppe Nr. 5) ca. 10.000 Euro pro Jahr in das Zinssystem einzahlt und beispielsweise für Kleinstbeträge um die 100.000 Euro auf einem Sparbuch etwa 2.000 Euro Zinsen erhält, ist im Zinssystem mit rund 8.000 Euro im Minus.

Bemerkenswert ist die Situation der Haushaltsgruppe Nr. 9. Mit Zinseinnahmen von 20.000 Euro pro Jahr könnte sie sich durchaus bereits als Gewinner des Zinssystems fühlen. Allerdings sind in den entsprechend höheren Lebenshaltungskosten von ca. 50.000 Euro pro Jahr wiederum 20.000 Euro Zinsausgaben enthalten, so dass selbst diese Gruppe noch nicht vom Zinssystem profitiert.

Schlussendlich ist Haushaltsgruppe Nr. 10 die einzige, die vom Zinssystem deutlich höhere Einnahmen als Ausgaben hat.

Das Ganze könnte man mit Lotto vergleichen: Alle Teilnehmer zahlen ein, und ganz wenige bekommen es ausgezahlt. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass man sich beim Lotto freiwillig entscheiden kann, ob man mitspielen möchte oder nicht, während man beim Kapitalismus mitspielen muss, allein dafür, dass man auf der Welt ist. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass beim Lotto – zumindest laut Reglement – vorher noch nicht feststeht, wer gewinnt. Außerdem gewinnen dabei in der Regel nicht immer dieselben, während beim Zinssystem jedes Mal die gleichen Gruppen den kompletten Betrag erhalten.

Nun kann man ein solches System gerecht finden oder auch nicht. Betrachten wir es einmal ohne solche Wertungen rein technisch, dann fällt auf, dass bei der Haushaltsgruppe Nr. 10 die Zinseinnahmen sogar noch höher sind als die Lebenshaltungskosten. Für diese Gruppe (bzw. je nach Besteuerung zumindest für die oberen Teile davon) macht sich nun das System selbständig. Aus rein technischer Sicht, muss man feststellen, dass hier Kapitalkonzentrationen entstehen müssen, die immer weiter zunehmen, systemtechnisch zwangsläufig. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn immer mehr Input von allen anderen Gruppen in das System eingebracht wird.

Dieser Umstand führt dazu, dass die Darsteller in der Politik und in den Kapitalmedien ein permanentes Wirtschaftswachstum von uns verlangen. Bleibt das Wachstum aus bzw. verläuft es nicht exponentiell, was ja aus physikalischen Gründen zwangsläufig ist, so können die Kapitalkonzentrationen nur dann weiterhin bedient werden, wenn alle anderen immer mehr von ihrer Substanz abgeben. Wie Schwarze Löcher, die durch ihre enorme, ständig wachsende Anziehungskraft immer mehr Materie aufsaugen, so saugen auch riesige Kapitalkonzentrationen durch ständig wachsende Zinsforderungen immer mehr Substanz von den anderen Wirtschaftsteilnehmern ab.

In dieser Situation tritt dann zum Beispiel eine Kanzlerdarstellerin vor die Kamera und sagt uns, wir hätten alle über unsere Verhältnisse gelebt, die ganze Generation sei verschuldet und müsse nun den Gürtel enger schnallen. Damit meint sie aber nicht alle, sondern nur diejenigen, die permanent in das Zinssystem einzahlen.

Ein Zinsanteil in den Lebenshaltungskosten von 40 Prozent wirft daneben auch Fragen auf über die Sinnhaftigkeit von staatlichen Transferleistungen, die von den mittleren in die unteren Einkommensschichten fließen, um von dort aus wiederum in Form von Zinsen nach ganz oben transferiert zu werden. Mit einem fließenden Geld (als Bestandteil von Plan B) könnte sich hier Grundlegendes ändern.

Bis es allerdings soweit ist, versuchen die Mächtigen weiterhin, die bestehenden Kapitalkonzentrationen noch ein Wenig weiter wachsen zu lassen. Da das Wirtschaftswachstum nicht mehr genügend Substanz hierfür liefert, nimmt man die benötigten Mittel nun – über Sparpakete, Rettungsschirme, ESM und was danach noch kommen mag – weiterhin von der Mittelschicht. Die Machtkonzentration in immer weniger Händen nimmt weiterhin zu, wir entfernen uns immer weiter von einem Optimum an Freiheit für alle und bewegen uns auf eine maximale Ausübung der Freiheit der wenigen Herrschenden zu.

Auch der Zwang zu ewigem Wirtschaftswachstum wird weiterhin aufrechterhalten. Die offiziellen Begründungen für die Notwendigkeit von Wachstum sehen allerdings etwas anders aus. Man sagt uns „Wachstum schafft Arbeit“ und „Sozial ist, was Arbeit schafft“. Es fehlen nur noch Floskeln wie „Arbeit macht Spaß“, die uns um die Ohren geworfen werden von der gesamten Partei.



Die gesamte Kapitalistische Einheitspartei Deutschlands hat mehr Wachstum und mehr Arbeit in ihren Programmen. Und damit wir mehr arbeiten können und wollen, müssen wir natürlich den Konsum ankurbeln. Dies gelingt zum Beispiel dadurch, dass wir uns alle einen größeren Flachbildschirm zulegen, damit dann die Werbung für den nächstgrößeren Flachbildschirm besser auf uns einwirken kann.

Man stelle sich nur einmal vor, man bräuchte die meisten Medikamente nicht mehr oder man würde die vielen Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie verlieren. Die Wirtschaft würde dann nicht mehr wachsen, sondern sogar schrumpfen. – Keine Krankheiten? Keine Kriege? – Eine Katastrophe für alle Parteien, die das derzeitige Wirtschaftssystem vertreten.

Wir stecken also in einem vermeintlichen Dilemma. Sollten wir dem Zwang zu ewigem exponentiellem Wirtschaftswachstum nicht nachgeben, sind wir angeblich dazu gezwungen, den Zusammenbruch des Finanzsystems zu ertragen. Als Gefangene dieses scheinbaren Dilemmas hat sich die gesamte Einheitspartei (inkl. der ehemals grünen Partei) dazu entschieden, lieber den Planeten zugrunde zu richten als einen Crash im Finanzsystem zu riskieren: „Wachstum, Wachstum über alles...“



Doch ein solches Dilemma gibt es nur im verzinsten Geldsystem. Eine Befreiung von Wachstumszwang und Herrschaft ist jedoch möglich durch ein fließendes Geld. Unter welchen Rahmenbedingungen seine Einführung möglich wäre, ist beschrieben im Plan B der Wissensmanufaktur.


Ihr Rico Albrecht, Oktober 2012



Zur freien Verbreitung mit Quellenangabe: www.wissensmanufaktur.net/freiheit-geldsystem

Auch verfügbar auf unserem Podcast und auf Youtube Als pdf-Datei herunterladen: freiheit-geldsystem.pdf

Verschwörungstheorie – eine Begriffsbestimmung





Theorien von Verschwörung und Nichtverschwörung 

von Andreas Popp




In unserer schnelllebigen Zeit findet eine exakte Kommunikation selbst bei elementaren Themen kaum noch statt. Wie aber wollen wir verhindern, dass der viel zitierte Karren noch komplett im Morast des verfehlten Systems versinkt, wenn wir offenbar nicht einmal klar und konstruktiv miteinander sprechen? Die vermeintlich entscheidungsbefähigten Personen der Wissenschaft oder Politik scheinen eher nicht bemüht zu sein, weitgehend interpretationsfrei zu argumentieren. Im Gegenteil. Damit würden sie sich klar positionieren, anstatt sich alle Türen für einen Rückzug offen zu halten.

Eine exakte Definition von Begriffen ist jedoch eine unverzichtbare Grundlage für eine konstruktive Kommunikation. Stattdessen aber werden bestimmte sinnvolle Vokabeln mit „geistigen Viren“ belegt, um ihren aufklärenden Charakter zu vernebeln. Diese Bezeichnung stammt aus der MEM-Forschung und beschreibt eine tendenziöse oder sogar falsche Zuordnung des Sinnes bestimmter Worte. Durch diese Fehlbestimmungen kann man (sachlich betrachtet) vernünftige Vokabeln virusartig so in die Bevölkerung infiltrieren, dass sie nicht nur ihren Sinn verlieren, sondern sogar einen regelrechten Negativ-Reflex beim Empfänger auslösen. Mir fällt auf, dass in Talk-Shows, Bundestagsdebatten, Medienveröffentlichungen, selbst in alternativen Internet-Blogs usw. permanent mit diesen „Vokabel-Waffen“ gearbeitet wird, um „Gegner“ zu diskreditieren. (Siehe auch Vortrag in Memmingen: http://www.wissensmanufaktur.net/vortraege)

Ich möchte mich heute einer modernen Vokabel widmen, die als klassisches Beispiel für eine Diffamierung von freidenkenden Menschen herangezogen werden kann. Es geht um die „Verschwörungstheorie“. Neulich sprach ich vor einer recht versierten Zuhörerschaft, bestehend aus erfolgreichen Managern, Wissenschaftlern und Politikern in Nordrhein-Westfalen. Meine in den meisten Fällen sehr überlegten Aussagen und Begriffsverwendungen führten auch dort zu Zwischenfragen. Das freut mich natürlich sehr, denn dadurch bin ich in der Lage, meine genutzten Vokabeln immer wieder zu erläutern. Mir liegt es fern, mich über andere Menschen zu erheben und zu behaupten, ich könne jeden Begriff final definieren, aber ich kann den Anspruch für mich erheben, nur wenig unüberlegte Vokabeln zu nutzen, was natürlich auch nicht immer gelingt.

Im Rahmen des genannten Vortrags, sprach ich unter anderem über viele Indizien, die aus meiner Sicht auf einen EU-Lobbyismus hindeuten. Als ein Zuhörer meine Aussagen als Verschwörungstheorie bezeichnete, freute ich mich über diese konstruktive Anmerkung und bedankte mich dafür. Dabei bemerkte ich jedoch eine leichte Verwirrung seinerseits, was mich veranlasste, den Begriff „Verschwörungstheorie“ näher zu erläutern.

Wir haben es mit einem zusammengesetzten Substantiv zu tun: 1. Verschwörung, 2. Theorie.

Zum Begriff Verschwörung findet man in Wörterbüchern und Lexika zusammengefasst die Definition „gemeinschaftliches Wirken zu einem geheimen, illegalen oder illegitimen Zweck“.

Verschwörung:
„gemeinschaftliches Wirken zu einem geheimen, illegalen oder illegitimen Zweck“

Denken wir z.B. an die „Verschwörung“ so mancher Eltern gegenüber kleinen Kindern, wenn sie ihnen einen Weihnachtsmann vorgaukeln. Hier werden natürlich keine illegalen oder illegitimen Zwecke verfolgt, aber ein gemeinschaftliches, geheimes Wirken ist es allemal und somit eine Verschwörung.

Eigentlich ist unser ganzes Leben mit Absprachen und Verschwörungen gespickt, durch die man andere Personen zu täuschen versucht – wenn man einmal in Ruhe darüber nachdenkt. Das kann z.B. in der Firma gegenüber Konkurrenten sein, aber auch im privaten Bereich, wenn sich z.B. Freunde vorher absprechen, bevor sie sich mit anderen unterhalten.

Den zweiten Begriff „Theorie“ kann man in diesem Zusammenhang als Modell der Realität bezeichnen, welches auf Beobachtungen, Indizien bzw. Prognosen basiert.

Theorie:
„Modell der Realität, welches auf Beobachtungen, Indizien bzw. Prognosen basiert“

Um das Beispiel des Weihnachtsmannes zu vervollständigen, gibt es sicher Kinder, die ein geheimes Wirken der Eltern, also eine Verschwörung, vermuten und diesbezüglich ein Modell der Realität, also eine Theorie, aufstellen. Definitionsgemäß kann man diese aufgeweckten Kinder als Verschwörungstheoretiker loben.

Warum aber löst der Begriff Verschwörungstheoretiker bei den meisten von uns eine eher ablehnende Assoziation aus? Offenbar haben wir es mit einem memetisch belegten Substantiv zu tun, also mit einem „geistigen Virus“, wie ich ihn eingangs beschrieb. Unsere Welt ist voll von sichtbaren und versteckten Memen, was eine exakte Kommunikation stark erschwert.

Die Möglichkeit einer Verschwörungstheorie sollte ein wesentliches Element jeder seriösen Forschung sein. Schließlich könnten vermeintlich „bewiesene“ Behauptungen auch auf Interessen bestimmter Lobbyisten beruhen, die damit neue Märkte entwickeln wollen. Schließlich unterliegt unsere Wirtschaftsordnung einem Wachstumszwang, den wir immer wieder kommunizieren.

Im Alltag kenne ich viele Verschwörungstheoretiker, die sich selbst gar nicht als solche verstehen. Wenn zum Beispiel kurz vor Feiertagen die Tankstellen flächendeckend ihre Preise erhöhen, unterstellt man den Ölkonzernen eine geheime Preisabsprache mit illegalem Zweck – also eine Verschwörung. Diese allein auf Indizien und Annahmen basierende Vermutung ist ohne Beweise natürlich reine Theorie. Wir haben es also auch hier wieder mit einer Verschwörungstheorie zu tun, und die lässt sich schnell erkennen, wenn man die Frage: „Qui Bono?“ (Wem nützt es?) stellt.

Gemäß dieser kurzen Begriffsbestimmungen müsste also jemand, der kein Verschwörungstheoretiker ist, daran glauben, dass der Weihnachtsmann real existiert und die Ölkonzerne nicht alle Möglichkeiten ausschöpfen, um ihre kommerziellen Interessen zu verfolgen. Er müsste quasi alles glauben, was man ihm erzählt, da er ja keine Verschwörungen vermuten darf.

Gehen wir nun einen Schritt weiter und legen den Finger etwas tiefer in die Wunde der schlampigen Vokabelnutzung, Stichwort: 9/11. Der Abschlussbericht der US-Administration zu den Terroranschlägen ist eine Sammlung von Indizien und Teilbeweisen, die eine Verschwörung eines Herrn Osama bin Laden und diverser Mitwirkender belegen sollen. Angesichts der unklaren Beweislage muss man diesen Bericht selbstverständlich als Theorie betrachten. Insgesamt handelt es sich also um eine von Nachrichtenagenturen und Regierungen verbreitete Verschwörungstheorie. Demgegenüber gibt es natürlich auch andere sachverständige Personen (wie zum Beispiel die aus über 1.000 Architekten und Ingenieuren bestehende Vereinigung „Architects & Engineers for 9/11 Truth“), die bei der Auswertung der Indizien und Teilbeweise zu ganz anderen Verschwörungstheorien gelangen.

Wichtig ist dabei nur, zu erkennen, dass meist mehrere verschiedene Theorien der Verschwörung konkurrieren. Ein bitterer Beigeschmack tritt nur dann auf, wenn eine der Parteien den Anspruch darauf erhebt, andere mit dem Begriff „Verschwörungstheoretiker“ diffamieren zu dürfen – auch wenn dieser Begriff natürlich zu Unrecht negativ besetzt ist.

An dieser Stelle spätestens muss ich die Seriosität der offiziellen Organe hinterfragen, die ihre eigenen Verschwörungstheorien nicht als solche bezeichnen wollen. Die Reaktionen dieser Machtelite verstärken wieder einmal den Verdacht, dass man weniger an einer Aufklärung der Sachverhalte interessiert ist, als vielmehr an der Installation bestimmter Dogmen – aber das ist ja schon wieder eine Verschwörungstheorie…

Verschwörungsleugnung:
„Behauptung, dass ein Ereignis nicht das Resultat einer Verschwörung ist“

Neben den sogenannten Verschwörungstheoretikern gibt es auch eine ganze Branche von Verschwörungsleugnern. Ein Verschwörungsleugner ist jemand, der behauptet, dass ein Ereignis nicht das Resultat einer Verschwörung ist. Eine Beweisführung, dass es etwas nicht gibt, ist allerdings grundsätzlich schwer bis unmöglich. Diese Branche hat sich offenbar in der vom Mainstream geprägten journalistischen Zunft entwickelt, die somit eher wenig zur Transparenz der tatsächlichen Sachverhalte beiträgt, sondern stattdessen die gelegten Nebelkerzen der Verwirrung energetisch versorgt.

Nichtverschwörungstheorie:
„Theorie von einer heilen Welt ohne geheime Absprachen“

Übrigens, wenn jemand überzeugt ist, dass sich die großen Presseunternehmen nur der objektiven Berichterstattung verpflichtet fühlen und dabei sogar kommerzielle Vorteile ignorieren, da sie ausschließlich der Wahrheitsfindung dienen möchten, darf sich getrost als „Nichtverschwörungstheoretiker“ bezeichnen. Das gilt natürlich auch für viele Mitbürger, die glauben, dass z.B. alle Bundestagsabgeordneten nur das Wohl des Volkes im Visier haben und sich niemals im Interesse ihrer Karriere in Hinterzimmern zu Entscheidungen hinreißen lassen würden, von denen sie eigentlich nicht überzeugt sind.

Die Vermutung und Untersuchung von möglicherweise geheimen Absprachen und Täuschungen – früher nannte man diese Arbeit investigativen Journalismus – sollte wieder zu der Reputation gelangen, die sie verdient hat. Andernfalls berauben wir uns wesentlicher Gedankenprozesse und verhindern eine bestmögliche Annäherung an die Wahrheit. Der Vorteil von Verschwörungstheorien ist übrigens, dass man Theorien bei neuen Erkenntnissen jederzeit nachbessern oder auch widerlegen kann.

Wir sollten uns dringend besinnen und innehalten, wenn wir das nächste Mal die Vokabel „Verschwörungstheoretiker“ vernehmen, denn der so Bezeichnete könnte tiefgründiger sein als der Sender, der die Vokabel als Totschlagargument oder Abwehrreaktion verwenden möchte.

Wir sehen, wie wichtig Begriffsbestimmungen sind, um seine Mitmenschen nicht zu diskreditieren. Da gibt es viele moderne Vokabeln, die zu definieren wären, z.B. Antisemitismus, Extremismus, Freiheit, Humanismus, Nationalismus, Regionalismus, Pazifismus, Radikalität, Rassismus, Souveränität, Wahrheit und so weiter… Wie wollen wir sonst eine konstruktive, friedliche Kommunikation führen? Oder ist das nicht gewünscht? Upps, da taucht ja schon wieder eine Verschwörungstheorie am Horizont auf…

Ich bekenne mich hier ganz offen zu dem Begriff „Verschwörungstheoretiker“, denn alles andere empfinde ich entweder als naiv (im Falle der Nichtverschwörungstheoretiker) oder als überheblich (im Falle der Verschwörungsleugner). Wenn ich unvoreingenommen forschen will (und das ist meine Intention), muss ich sehr vorsichtig mit dem Begriff „Wahrheit“ umgehen, denn ich weiß, dass ich niemals alle relevanten Indizien oder Beweise kennen kann, die mich zu meinem derzeitigen Weltbild führten. Meine Erfahrungen lassen mich vermuten, dass wir als Bürger z.B. politisch auch von Personen gesteuert werden, die nicht ihre Identitäten in den großen Medienanstalten offenbaren, sondern im Rahmen von Verschwörungen im Hintergrund agieren.

Denken wir nur an die leidige sogenannte Finanzkrise, die ja bekanntlich ein Systemdilemma ist, wie wir in der Wissensmanufaktur immer wieder zeigen. Die großen Medienanstalten lassen nicht erkennen, dass sie die wirklichen Ursachen hinterfragen wollen. Vielmehr beschreiben sie das Herumdoktern an Symptomen, das mit mathematischer Präzision nicht funktionieren kann. Viele ausgeleuchtete Köpfe auch der offiziellen Wissenschaft beweisen immer wieder, dass die eingeschlagenen Wege zu einer Verelendung führen müssen. Ich habe den Verdacht einer Verschwörung der amtierenden Machtinhaber, um alternative, den Interessen der Menschen dienende Modelle nicht an die Mainstream-Öffentlichkeit kommen zu lassen. Beweisen kann man das natürlich nicht, ohne vorher eine Verschwörungstheorie aufzustellen. Vielleicht ist es aber auch einfach nur die Selbstzensur als Folge der von uns so oft beschriebenen pluralistischen Ignoranz, die dazu führt, dass der Plan B der Wissensmanufaktur in der veröffentlichten Meinung kaum diskutiert wird.

Wenn wir die Machtfrage nicht stellen, sondern nur naiv an die Systemprobleme herangehen, werden wir sicher wenig erreichen. Wer nicht über das Abstraktionsvermögen verfügt, sich machtbesessene Personen vorzustellen, die im Rahmen von geheimen Absprachen zumindest in Kauf nehmen, den Menschen Schaden zuzufügen, der ist aus meiner Sicht wenig geeignet, eine zielgerichtete Veränderung einzuleiten. Leider ist keine wirkliche Zivilcourage gefragt, wenn es darum geht, sein Fähnlein in den Wind des Mainstreams zu hängen. Wer sich jedoch traut, eine vermutete oder ermittelte Verschwörung zu benennen, der wird von den Verschwörungsleugnern generalstabsmäßig in seiner Reputation demontiert, während die Masse der Bürger den Vorgang einfach ignoriert.

Unsere hektische Welt überfordert sehr viele Menschen. Burnout und Depressionen sind zur Volkskrankheit mutiert. Die meisten noch funktionierenden Personen halten offenbar am veröffentlichten Weltbild fest, denn auch sie sind leistungsmäßig oft am Limit. Könnte das nicht der Grund sein, warum aggressive Verschwörungsleugner heute auf eine ähnliche Weise „Verschwörungstheoretiker“ rufen, wie man früher „Ketzer“ rief? Vielleicht lässt ein gewisser Selbstschutz eine Neuordnung der eigenen vermeintlich „heilen Welt“ nicht bei jedem zu, egal wie erdrückend die Beweislage auch sein mag.

Verschwörungstheoretiker:
„Ketzer, der den Glauben an die heile Welt in Frage stellt“?

Es sollte der Normalfall sein, ermittelte Theorien einer Verschwörung seriös zu diskutieren, denn dadurch könnten auch viele verfahrene Situationen transparenter werden.


Ihr Andreas Popp, Dezember 2012







Zur freien Verbreitung mit Quellenangabe: www.wissensmanufaktur.net/verschwoerungstheorie




Als pdf-Datei herunterladen: verschwoerungstheorie.pdf


Dateien herunterladen: HD-Video (MP4, 720p, 349MB) / Video (MP4, 360p, 120MB) / Audio (MP3, 128kbit/s, 15MB)

Auch verfügbar auf unserem Podcast und auf Youtube







Widerstandsrecht gegen Fiskalpakt und ESM



Unter dem Vorwand, es gäbe keinen Plan B, wird die Republik dem Finanzsystem preisgegeben.


– Ein Appell an die Medien –

von Andreas Popp


Mit unglaublichem Eifer arbeiten die Darsteller auf der politischen Bühne, wenn es darum geht, eine der gravierendsten politischen Veränderungen in der deutschen Nachkriegsgeschichte, Fiskalpakt und ESM, schnellstmöglich ungeprüft durchzuwinken.

Die meisten als „Volksvertreter“ bezeichneten Personen erkennen hierin offenbar eine sehr wichtige Aufgabe, die sie gerne wahrnehmen. Aber offensichtlich wissen sie nicht, was sie da abnicken. Selbst die größten Experten müssen noch größere Experten fragen, um die vorgelegten Papierberge einigermaßen beurteilen zu können. Eines ist jedoch von Beginn an klar. Damit Guthaben und Schulden noch ein wenig länger exponentiell wachsen können, müssen Rechtsstaatlichkeit und „Demokratie“ (was auch immer man darunter verstehen mag) immer weiter beseitigt werden.

Diese grundlegenden Zusammenhänge kann im Prinzip jeder verstehen und leicht nachvollziehen, der sich einmal mit den mathematischen Grundlagen des Finanzsystems auseinandergesetzt hat. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass einen die erforderlichen Informationen erst einmal erreichen, um darüber nachdenken zu können. Wer jedoch stattdessen auf Lobbyisten hört und vertraut, um den eigenen Mangel an Wissen zu verbergen, der läuft natürlich Gefahr, daraus die aus seiner verfälschten Sicht richtigen aber objektiv falschen Schlussfolgerungen abzuleiten.

Es gibt nur eine Möglichkeit, den parlamentarischen Durchwinkern die notwendigen Informationen (an ihren „Beratern“ vorbei) zukommen zu lassen und somit ihre offensichtliche Instrumentalisierung möglicherweise zu stoppen. Hierfür benötigen wir jedoch die Medien, also die zweithöchste Macht in der Hierarchie – nach dem Kapital. Doch leider ist auch dieses Instrument abhängig vom Kapital und somit nicht leicht aus seiner Kontrolle zu entreißen.

Momentan hören die Politikdarsteller über die Medien ständig nur Euphemismen wie „Stabilitätspakt“, „Rettungsschirm“ und so weiter. Solche Marketing-Begriffe werden offenbar gezielt und psychologisch optimal entwickelt und verbreitet. Stabilität, Rettung, … wer kann dazu schon nein sagen? Das klingt doch alles richtig nett. Da stimmt man dann als Abgeordneter schon gerne zu, um nicht als Dummkopf dazustehen, der Stabilität und Rettung verhindern will... Auch die sogenannte Opposition lässt sich leicht mit ins Boot holen, wenn man ihr zugesteht, dass es ihr Verdienst war, dass man als „Zugeständnis“ auch noch mehr Wachstum, mehr Arbeitsplätze oder ein bisschen Weltfrieden ausgehandelt und mit in den Brei von beschönigenden Begriffen gerührt hat. So bekommt man schnell zwei Drittel der Parlamentsfüllmasse zusammen, die sich dann sogar noch gut dabei fühlt, die Nation stabilisiert und vor den bösen Finanzmärkten gerettet zu haben. Bei dieser Art von Opposition wird einem schnell klar, dass sich die echte Opposition außerhalb der Parlamente befindet. Man nennt sie auch das Volk.

Es wäre nun eigentlich die Aufgabe der Medien, die Dinge beim Namen zu nennen, und z.B. Beschönigungen wie „Stabilitätspakt“ oder „Rettungsschirm“ nicht länger zu gebrauchen, sondern stattdessen einen angemessenen Begriff zu verwenden, z.B. Ermächtigungsgesetz – und zwar eines, das in der Geschichte seinesgleichen sucht, mit Wirkung auf nahezu ganz Europa.

ESM und Fiskalpakt stehen glasklar im Widerspruch zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, denn ab dann wird die Staatsgewalt definitiv nicht mehr vom Volke ausgehen, wie dies gemäß Grundgesetz Artikel 20 Abs. 2 eigentlich vorgesehen ist. Ein Versuch, die darin definierte „verfassungsmäßige Ordnung“ zu beseitigen, führt direkt zu Grundgesetz Artikel 20 Absatz 4, wonach es unter diesen Umständen ein Recht zum Widerstand gibt: „Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“

Aus diesem Grund gingen wir in der Wissensmanufaktur der Frage nach, ob man hiervon Gebrauch machen könnte, indem man z.B. einen Aufruf an die Staatsgewalt richtet, die geplanten Abstimmungen zu blockieren. Aber unser sehr geschätzter Beiratskollege Karl Albrecht Schachtschneider, der sich zurzeit im Urlaub befindet, hat uns telefonisch ganz schnell wieder einmal die realen Grenzen des Widerstandsrechts aufgezeigt.

Die Einschränkung „… wenn andere Abhilfe nicht möglich ist“ macht die Sache schon nahezu aussichtslos, denn ab wann ist dies gegeben? In der Frage von ESM und Fiskalpakt gäbe es kein Widerstandsrecht, solange das Bundesverfassungsgericht theoretisch noch für andere Abhilfe sorgen könnte. Erst wenn alle anderen Möglichkeiten der Abhilfe tatsächlich gescheitert sind, könnte man evtl. zum aktiven Widerstand übergehen.

Doch selbst in diesem engen Zeitfenster zwischen dem Scheitern jeglicher anderen Abhilfe, und der von den Drahtziehern generalstabsmäßig geplanten Aushebelung des Grundgesetzes - also der Schaffung von vollendeten Tatsachen - gibt es noch weitere Einschränkungen.

Erstens würde praktisch betrachtet ein solcher Aufruf mangels Medienunterstützung weitgehend ungehört verhallen, der Erfolg also ausbleiben. Und zweitens würden die Staatsdiener ohnehin nicht mitmachen, da sie sich trotz Artikel 20 Absatz 4 strafbar machen würden, wenn sie Verfassungsorgane behindern, ebenso wie diejenigen, die den Aufruf starten. Es gibt nämlich bislang keinen einzigen Fall, in dem jemand, der sich auf Artikel 20 Absatz 4 berufen hat, ungestraft davongekommen ist.

Man müsste also bei Ausübung des Widerstandsrechts im Rahmen aller übrigen Gesetze bleiben und dürfte nur die Art von Widerstand ausüben, die ohnehin erlaubt ist, also z.B. Demonstrationen, Generalstreiks usw. Große Demonstrationen wären natürlich wiederum mangels Medienunterstützung aussichtslos und Generalstreiks in Anbetracht der vorhandenen Gewerkschaftsbosse kaum denkbar. Und kleinere Aktionen dieser Art gegen den bevorstehenden Verfassungsbruch wären sogar noch kontraproduktiv, denn damit suggeriert man nur, dass alle, die nicht mitmachen, dann wohl dafür sein müssen.

Glasklar sind wir also schon lange in der Widerstandssituation gemäß Artikel 20 Absatz 4, jedoch was nützt sie in der Praxis? Wir drehten uns mit unserer Idee des Widerstands also einmal im Kreis und landeten wieder da, wo wir schon vorher waren, bei der Analyse, die Rico Albrecht in seinem Werk „Steuerboykott“ so treffend formulierte, wonach Widerstand in einem Rechtsstaat zwar möglich aber nicht erforderlich ist, während er in einem Unrechtsstaat erforderlich aber nicht möglich ist. Damit wären wir auch wieder bei seinem bekannten Fazit und den Methoden des passiven Widerstands.

Das ganze Dilemma wird nun mehr als deutlich, aber in dieser Phase der demokratischen Kernschmelze sind offenbar alle Hemmungen gefallen. Denken wir nur an den Bundespräsidenten Gauck, der nach einer klaren Stellungnahme des Bundesverfassungsgerichts zum ESM nun doch erst einmal die Rechtslage verstehen wollte, bevor er dieses Ermächtigungsgesetz unterschreibt. Ich bezeichne es als ungeheuren Vorgang, dass der amtierende Bundesfinanzminister Schäuble daraufhin das Bundesverfassungsgericht „rügte“ (Details: http://www.faz.net/-gpf-70t8a). Eine Entgleisung dieser Art, die einen dramatischen Angriff gegen die Gewaltenteilung bedeutet, müsste seinen sofortigen Rücktritt nach sich ziehen. Stattdessen allerding wurden offenbar einige öffentlich-rechtliche Medienanstalten „angewiesen“, darüber nicht zu berichten und erste Meldungen über diesen Vorgang wieder zu löschen. Schäuble ist offenbar extrem gereizt und das wirft Fragen auf. Wäre es denkbar, dass man ihm eine Machtposition im Rahmen der entstehenden Diktatur in Aussicht gestellt hat, die man offenbar plant? Er verzichtete sogar auf das Amt des Bundespräsidenten. Könnten die Bundesverfassungsrichter durch Ihre „Bedenken“ seine Pläne durchkreuzt haben?

Kribbeln bei diesen „Gedankenspielen“ nicht die Finger eines jeden Vollblutjournalisten, an dieser Stelle zu recherchieren? Was könnte da alles an Tageslicht kommen…

Das Thema „freie Presse“ ist also hoch brisant, wie wir immer wieder beweisen.

So scheinen also ESM und Fiskalpakt nicht zu verhindern zu sein. Aber wer in den Medien behauptet, man müsse diesen gravierenden Einschnitt in die Freiheit aller Europäer hinnehmen, da es keinen Plan B gäbe, der ist entweder äußerst schlecht informiert oder ein großer Lügner!

Christopher Mahoney, ein Ex-Vizepräsident der Ratingagentur Moody´s Investors Service, stellte kürzlich einen gewagten Vergleich der heutigen Politikerkaste mit den im Zweiten Weltkrieg unterlegenen Deutschen und Japanern an.

http://www.project-syndicate.org/commentary/living-europe-s-nightmare
(Deutsche Übersetzung: http://www.wissensmanufaktur.net/media/pdf/europas-alptraum.pdf)

Die Realitätsverweigerung in Bezug auf einen bereits verlorenen Krieg sei unter den heute amtierenden Politikern mindestens genauso schwerwiegend wie damals. Bislang konnte man einen solch starken Tobak nur auf einschlägigen Bloggerplattformen lesen, doch langsam wird das Theater der meist unwissenden Politikdarsteller und indoktrinierten Wissenschaftler offenbar auch für ehemals führende Insider unerträglich.

Der ESM und weitere sinnfreie Munition wird nun verschossen, bei gleichzeitig beschleunigter Massenverelendung aller(!) Europäer. Die propagierten verzweiflungsdiktatorischen Maßnahmen jenseits der Rechtstaatlichkeit kann die Situation nicht nachhaltig heilen!

Das Bild des Kampfes bis zur letzten Patrone im Geldsystemkrieg gegen die Menschheit mag den einen oder anderen jetzt entsetzen, aber wenn dieses Vokabular sogar von einem Ex-Manager einer der weltgrößten Rating-Agenturen genutzt wird, sollte man doch aufhorchen.

Wichtig im genannten Artikel ist auch die Aussage, die man in den Medien sehr oft hört, nämlich dass niemand über einen Plan B verfüge! Diese Aussage ist falsch! Unser im Oktober 2011 offiziell vorgestelltes, gleichnamiges Lösungskonzept „Plan B“ wird von vielen offen eingestellten Experten, die die tieferen Ursachen der Schulden- und Guthabenkrise erkannt haben, als äußerst wertvoll anerkannt.

Kurz: Es gibt einen Plan B, den es zu diskutieren gilt.

Die mathematischen Grundlagen des bestehenden Geldsystems führten zwangsläufig zu der heutigen Lage. Diese war vorhersehbar und kann durch immer mehr von den Rezepten, die nachweislich versagt haben, nicht gestoppt werden. Scheinbar alternativlos findet lediglich eine Abwägung zwischen Wachstum und Sparen statt, als ob es gar nichts anderes gäbe. Doch durch beides wird die schon lange wirkende Spirale nur noch weiter fortgesetzt und in eine noch weitere, verschärfte Runde geführt.

Diejenigen Experten, die nicht in der Lage waren, die aktuelle Situation vorherzusehen, haben nachweislich versagt. Es ist an der Zeit, sich bei der Suche nach Auswegen echte Alternativen anzuschauen.

Ich bitte Sie, liebe Medienvertreter im Namen der vielen Menschen, die uns täglich schreiben und sich um das Wohlergehen der zukünftigen Generationen wirklich sorgen, das Rückgrat durchzudrücken und dem Konformitätsdruck der gesteuerten Nachrichtenagenturen zu widerstehen. Viele Journalisten wüssten sehr wohl, wie die Schlagzeilen von heute heißen müssten, aber eine vom Kapital abhängige Presse, kann man eben nicht als frei bezeichnen.

Auch ich war bereit, meine Reputation in den Ring zu werfen, indem man mich in sozialistische- oder nationalistische Ecken zu drängen versuchte, während echte Nationalisten offen z.B. im Weißen Haus propagieren dürfen: „Gott schütze Amerika“. Ich sollte einmal nach einem Vortrag sagen: „Gott schütze Deutschland“… was dann los wäre, aber solch eine Aussage würden Sie von mir mit Sicherheit nicht hören. Nützte ich aber diese Terminologie, käme von mir:

„Gott schütze die Menschen, die Tiere und die Natur auf dieser Welt“.

Nationen sind nur Konstruktionen, die keine wesentliche Rolle spielen sollten. In meinen Augen geht es um Regionen. Die jeweiligen Mentalitäten sollten im Rahmen einer sinnvollen Versorgungsökonomie und einer gerechten Finanz- und Eigentumsordnung berücksichtigt werden. Die Ausbeutung und Zerstörung unseres Planeten im Interesse eines globalen Spekulations-Casinos müssen ein Ende haben.

Liebe Journalisten, uns ist klar, wie viele von Ihnen unter dem Druck leiden, der in Ihrem mittlerweile schlechtbezahlten Beruf herrscht. Kaum Aufklärung, geschweige denn investigativer Journalismus darf stattfinden. Stattdessen wird die schlichte Propaganda der Kapitalsammelbecken weiterverbreitet, welche die Redaktionen beherrschen.

Anhand einfacher Beispiele ließe sich der Wahnsinn erklären. Allein die Tatsache, dass alle Rohstoffförderungen und -verkäufe als schlichte Wirtschaftsleistung verbucht werden, ohne dass geprüft wird, ob diese Ressourcen (z.B. Holz usw.) nachhaltig kalkuliert wurden (z.B. durch Anpflanzung), zeigt, dass quasi alle veröffentlichten Daten als nahezu faktenfrei einzuordnen sind, wenn man es aus einer realwirtschaftlichen Perspektive sieht. Würde man z.B. ein Atomkraftwerk nachhaltig kalkulieren (also inklusive Endlagerung usw.), wäre wohl kein einziges gebaut worden. Der Wachstumswahn und der daraus entstehende globale Zerstörungsprozess kann nicht mehr geleugnet werden.

Bitte setzen Sie sich mit alternativen Denkansätzen auseinander. Ich möchte Ihnen unseren Plan B nahelegen, der leicht nachvollziehbar ist. Gern stehen wir Ihnen für Interviews und Gespräche vor oder hinter den Kulissen zur Verfügung, ganz wie Sie es wollen, offen oder diskret.

Es kann so nicht weitergehen. Auch viele von Ihnen haben Familie, genau wie die zum Teil desillusionierten Politiker und Auftragswissenschaftler, die ebenfalls zu großen Teilen unter der Diktatur des Systems leiden. Wir brauchen endlich eine Demokratie im Rahmen einer funktionierenden Republik.

Bitte suchen Sie den Dialog mit den wirklichen Freidenkern. Die Systemvertreter haben bewiesen, dass sie es nicht können. Wir wollen doch alle nur in Frieden leben.

Wir brauchen Fiskalpakt und ESM nicht! Es gibt einen Plan B!


Ihr Andreas Popp, Juni 2012







Als pdf-Datei herunterladen: widerstandsrecht.pdf

Zur freien Verbreitung mit Quellenangabe: www.wissensmanufaktur.net/widerstandsrecht

Auch verfügbar auf unserem Podcast und auf Youtube

Montag, 22. April 2013

Wirtschaftswissenschaftler mit dem Latein am Ende...




Wirtschaftswissenschaftler


Wirtschaftswissenschaftler mit dem Latein am Ende...

Wissenschaft oder Religion?


von Andreas Popp






Mit dieser Ausgabe mache ich mir bei einigen Personen wohl wieder keine "Freunde", aber das ist wohl eines meiner Lose in diesem Leben.


Kurz und prägnant möchte ich einmal Stellung zur aktuellen Theorie der gelehrten Ökonomie beziehen. Wir alle wissen mittlerweile, dass wir eine Wirtschaftskrise haben, die sich irgendwie nicht steuern lässt, wenn man die führenden Personen der offiziellen Systeme beobachtet.


Ich lass jetzt einmal die neoliberalen Durchwurstel-Tipps eines Hans Werner Sinn oder eines Olaf Henkels wegen Unbrauchbarkeit heraus, auch wenn der Letztere als ehemaliger Chef der Industrie-Lobby merkt, dass es an der Zeit ist, die Fahne in den drehenden Wind zu stellen und gerade zum "Kritiker" dieser Ordnung mutiert. Das kennen wir ja aus der Zeit des DDR-Untergangs, als anschließend alle Funktionäre eigentlich schon immer gegen das System waren.


Bringen wir es auf den Punkt:


Die Wirtschaftsweisen in Deutschland - aber auch fast alle anderen Wirtschaftsprofessoren (natürlich auch die sogenannte politische Elite) geben quasi unumwunden zu, diese Krise nicht vorhergesehen zu haben. Als Lehrer würde ich da sagen:


"Eine glatte 6, setzen!"


Es gilt zu untersuchen, warum die ökonomischen Wissenschaftler es gar nicht wissen konnten(!) während z.B. ich als damaliger Unternehmer schon 2003 in Aufsätzen und dem Buch "Brot und Spiele" die komplette Krise mit den Ursachen prognostizierte. Auch einige andere "Geradeausdenker" wiesen darauf hin und wurden belächelt. In den nachfolgenden Jahren ab 2005 wurden diese "Thesen" allerdings nicht selten auch von bestimmten Professoren übernommen und veröffentlicht.


Diese Wirtschaftswissenschaft ist aus meiner Sicht keine Wissenschaft, sondern eine Ideologie oder Religion, die klare umverteilungspolitische Ziele zu verfolgen hat!


Oft fragte ich mich, warum die Großbanken über Chef-Volkswirte verfügen, die oft als Sprecher für ihr Institut die großen ökonomischen Zusammenhänge erklären (und meist falsch liegen). Aus Sicht der Banken macht es natürlich Sinn, einen Wirtschafts-Experten aus dem Elfenbein-turm der Theorien einzusetzen, da dieser meist keine Ahnung vom Finanzsystem hat. Das wird an den Unis nämlich nur peripher unterrichtet und auf keinen Fall in Zusammenhängen erklärt. Ein Volkswirt denkt eigentlich nur in Modellen von theoretischen Märkten.


Werfen wir einen Blick in die Vergangenheit. Da wohnte ein Bürger z.B. in Lüneburg auf einem Salzstock und holte jeden Monat mit seiner Arbeitskraft z.B. 50 Kg Salz heraus. Er selbst brauchte aber für sich und seine Familie nur 100 Gramm. So marschierte er also mit den überschüssigen 49,9 Kg zum Markt und tauschte sie gegen andere Produkte ein.


In diesem Beispiel findet also ein reiner Waren- oder Dienstleistungs-tausch statt, der leicht verständlich ist. Menschliche Bedürfnisse wurden ganz schlicht arbeitsteilig befriedigt!


Die eigentlich Mächtigen, deren Interesse ja schon seit vielen Jahrhunderten darin besteht, im Rahmen aller möglichen Unterdrückungs-formen (von der Diktatur bis zur heutigen Demokratie) durch Ausbeutung ihrem Leben zu frönen, führten irgendwann das verzinste Geldsystem ein, welches man aber den Volkswirten niemals richtig erklärte. Die eigentlichen Macher dieser Finanzordnung sitzen warm und trocken im Hintergrund und predigen Wirtschaftswachstum, welches zwar nicht dauerhaft möglich ist, aber als "Religion" festgelegt wurde. Es geht hier nicht um die großen Verschwörungstheorien, sondern um ein System, welches sich nach einer konkreten Installation eigendynamisch entwickeln sollte, was es auch tat.


In den volkswirtschaftlichen Fakultäten werden derweil die zukünftigen Wirtschaftsexperten mit einem gigantischen Volumen an Marktmodellen, Wirtschaftskreisläufen, Angebot-, Nachfrage- und Wettbewerbssituationen malträtiert, aber das Geldsystem wird dagegen mehr oder weniger nebenbei als "schlichtes Tauschmittel" abgehandelt. Das ist der Fehler, denn hier liegt die wesentliche Ursache der Wirtschaftskrisen!


In meinen Büchern bin ich oft genug auf die Folgen des Geldsystems eingegangen und machte deutlich, wie der Globalisierungswahn mit der folgenden Versklavung aller Weltbürger generalstabsmäßig aufgebaut wurde. Bis heute ist die offizielle Wirtschaftswissenschaft nicht in der Lage ein ökonomisch nachhaltiges Grundsystem zu präsentieren, aus deren Lehre man eine sinnhafte Verhaltensweise der Wirtschaftsteilnehmer ableiten könnte.


Stattdessen brechen diese gelehrten und "fachlich betreuten" Volkswirtschaften immer alle paar Jahrzehnte zusammen, bei deren folgenden Kriegen oder ähnlichen Konsequenzen die Völker verelenden, aber gleichzeitig die Machtsysteme noch ein bisschen mehr gefestigt werden.


Kurz: Die offizielle Wirtschaftswissenschaft versagt auf ganzer Linie!


Es geht nämlich um strategische und militärische Ziele, die mit Hilfe des Finanzsystems von wenigen Machtinhabern umgesetzt werden, eine Art "moderner Kolonialismus", mit dem man die Länder dieser Welt in die Verschuldungsspirale einsaugt und dann ausnimmt. Führende Politiker oder andere Kritiker werden vor den (meist durch den IWF inszenierten) "Übernahmen" entweder geschmiert oder entfernt (siehe J.F. Kennedy).


Es geht hier nicht um die "bösen" Amis, Briten oder Israelis, wie man in verschwörerischen Kreisen gern fabuliert, denn weder die US-Amerikaner, noch die britische Bevölkerung und genauso wenig die Jüdische haben mit den Methoden der Kolonialherren in ihrem Lande wirklich etwas zu tun. In allen Ländern habe ich viele Menschen kennengelernt, die ich sehr achte und die eines vereint: Sie sind äußerst kritisch gegenüber ihren jeweiligen Regierungen, also echte Oppositionelle. Die zerstörerischen Machtsysteme sitzen auf der ganzen Welt verteilt, um Diese systematisch auszunutzen.


Die alten Debatten über die verschiedenen gegnerischen Völker und Grenzen sind nur noch Makulatur und haben wenig mit den wahren Zusammenhängen zu tun. Wir Menschen dürfen uns nur nicht mehr in diese Matrix einbinden lassen, wodurch man z.B. gezielt einen Hass zwischen den Völkern steuern will. Die tägliche Propaganda im Rahmen der "Pressefreiheit" ist die größte Waffe der Machtinhaber. Die deutsche Bevölkerung ist auch kein Land voller Mörder-Nachkommen, selbst wenn man mit dieser Propaganda den EU-Hauptleistungsträger Deutschland gern unten hält. Das sollten alle unsere Nachbarn und vor allem wir selbst verinnerlichen. Diese geschürten Vorurteile sollen nur ablenken.


Entscheidend ist folgendes:


Das Geldsystem liegt wie ein feiner Hochnebel über den Märkten und wird nicht wirklich diskutiert, außer natürlich von einigen intellektuellen Persönlichkeiten wie Bernd Senf, der übrigens ein Ökonomieprofessor ist, weshalb wir bei der Expertenkritik natürlich differenzieren müssen.


Die Standard-Volkswirte sehen ständig durch diesen dünnen Nebel des Geldsystems hindurch. Man hat ihnen auf der Uni aberzogen, diese "Finanzordnung" (die ja in Wahrheit die Ursache ist) kompetent zu hinterfragen, denn sie sollen sich ja auf die "arbeitsteilige Wirtschaft" konzentrieren.


Man trennt also die einzelnen Fachgebiete sehr deutlich, damit die Geldmonopolisten ihr perfides Spiel durchziehen können.


Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Wissenschaftler die Krise nicht vorhersehen konnten, denn durch die Marktbeobachtung kann man schwer eine Ursache ausmachen.


Die Ökonomen stehen also wie ein Ochse vor dem Berg:


"Kein neuer Krieg, keine Maschine ist kaputt, alle Bedürfnisse sind noch vorhanden, die gedeckt werden wollen, warum haben wir eine Krise?"


"Die, meine verehrten Wissenschaftler liegt in dem Geldsystemnebel begründet, den Sie leider nicht wahrnehmen, denn das hat man Ihnen offenbar aberzogen! Sehen Sie bitte nicht ständig hindurch, sondern konzentrieren Sie sich genau darauf. Sie werden sich wundern, wie schnell Sie fündig werden!


Bitte verzeihen Sie mir dieses vermeintlich arrogante Auftreten, aber es ist keine Zeit, um uns die standardisierten unsinnigen Tipps anzuhören, dass wir den Gürtel enger schnallen müssen usw. (natürlich nur um die Banken zu befriedigen).


Es geht aus meiner Sicht darum, einen eventuell hinter den Kulissen geplanten neuen Weltkrieg zu verhindern, um die Macht auf dieser Erde noch weiter zu konzentrieren. Die Machtinhaber befinden sich seit hunderten von Jahren in derselben Liga.


Sie finden diese Aussagen völlig übertrieben? Dann gehen Sie doch einmal durch die Städte und achten mit offenen(!) Augen auf Ihr Umfeld. "Systemzombies", fast überall wo Sie hinsehen. Diese verstrahlten Geschöpfe können als Mob unglaublich gefährlich werden.


Die realen Regierungen (die weniger mit den sichtbaren Politikern zu tun haben, sondern getarnt im Geldsystem sitzen) spielen mit den Menschen ihr Spiel. Wir betroffenen Weltbürger müssen erkennen, dass wir wie Schachfiguren gegeneinander aufgehetzt werden. Der gegenseitige Hass z.B. der Palästinenser und den Juden oder der Amerikaner und den Taliban wurde auf beiden Seiten von demselben System initiiert.


Ein wirklicher Paradigmenwechsel mit einem neuen umlaufgesicherten vom Volk ausgegebenen Geldsystem, ein vernünftiges Bodenrecht und ein bedingungsloses Grundeinkommen sind aus meiner Sicht die Lösungen für eine nachhaltige und vor allem praktikable, global umzusetzende Ordnung. Lösen Sie sich von der Konditionierung, die einem sofort sagt: "Dann arbeitet ja keiner mehr" oder "Wer soll das denn bezahlen?"


Im Gegenteil, eine solche Veränderung lässt sich sogar in einem kleinen Land schnell umsetzen und volkswirtschaftlich leicht rechnen. Die ganze restliche Welt würde dann schnell erkennen, dass diese Region plötzlich unglaublich erfolgreich wäre. Der allgemein entstehende Wohlstand, die vielen Innovationen, aber vor allem die globale Konkurrenzfähigkeit(!) wären unglaublich. Das ist keine Utopie!


Vor allem aber sollten wir uns davon lösen, dass man gegen die derzeit "mächtige Elite da oben" nichts machen kann. Diese Machtinhaber stellen nicht einmal 2% der Bevölkerung dar, während die Unterdrückten" rund 98% ausmachen. (Ich möchte hier noch einmal auf meinen Aufsatz "Demokratie als Religion" vom 31.7.2009 hinweisen, der diesen Hintergrund sehr spannend durchleuchtet).


Die Zeit zum Aufwachen ist mehr als reif, um hoffentlich noch friedlich für eine neue Ära einzustehen. Das Potential der erweckten Menschen steigt stetig an, leider auch die Gruppe der "verstrahlten" Systemgläubigen, deren Angst zu groß ist, sich der Freiheit zu widmen, welches im ersten Augenblick das Gefühl vermitteln kann, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Hat man diesen Zustand aber hinter sich gebracht, öffnen sich echte Horizonte für neue Ordnungen, die auch den Geist nachhaltig befreien.


Also, gegenseitiges "Wecken" ist jetzt angesagt. Diskutieren Sie über diese Themen in der Familie oder im Freundeskreis.


Fragen Sie auch nach unseren Vorträgen und Seminaren, in denen wir praxisnahe Ordnungsmodelle einfach und verständlich kommunizieren. Gern zeigen wir Ihnen ebenfalls auf, wie Sie sich jetzt vorbereiten sollten, speziell wenn es um den Erhalt der Finanzen geht, die akut bedroht sind.


In diesem Sinne wünsche ich Ihnen spannende Stunden des autarken Denkens.



Ihr Andreas Popp, Oktober 2010




Als pdf-Datei herunterladen: Wirtschaftswissenschaftler mit Latein am Ende...

Zur freien Verbreitung mit Quellenangabe: www.wissensmanufaktur.net/freiheit-geldsystem

Donnerstag, 18. April 2013

Bargeld oder fließendes Geld



Abschaffung des Bargeldes
von Andreas Popp

Update 22.04.2012: Spanien will nur noch Barzahlung bis 2.500 Euro erlauben. In Griechenland sind Bargeschäfte ab 1.500 Euro verboten. Italiener dürfen nur noch bis 1.000 Euro in Bar begleichen. Und Schweden will Bargeld ganz abschaffen. Vorbild für die EU?


Straftaten* Raubüberfälle* Happy Planet Index
Schweden 14.975 101 2
Deutschland 7.405 60 15
USA 3.482 138 150

* = auf 100.000 Einwohner Schweden: 
National council for crime prevention Deutschland: 
BKA/PKS 2009 USA:Sourcebook of criminal justice statistics
Schweden: 6.187 $ im Jahr pro Kopf

Ein weiterer Baustein der generalstabsmäßigen Freiheitsberaubung der Menschen ist die Abschaffung des Bargeldes. Mit diesem echten Terroranschlag gegen die Völker durch das herrschende Finanzsystem wird offenbar ein Gang höher geschaltet in der angestrebten Neuordnung der Welt.

Die Gefahr: Wer in Zukunft nicht mehr im Interesse des Wahnsinns spurt, wird durch ein einfaches Abschneiden vom Zahlungsverkehr in seiner Existenz zerstört. Dass wir uns längst nicht mehr in einem Rechtsstaat bewegen, ist inzwischen vielen klar geworden.
George Orwell hat mit seinem Roman „1984" schon damals unsere Zukunft vorausgesagt. Die totale Kontrolle der Menschen wird angestrebt, dafür ist jeder erfundene Vorwand recht, ob er nun Massenvernichtungswaffen, Pandemien, Klimakatastrophe oder Terrorismus heißt.
Die anvisierte Abschaffung des Bargeldes macht alle Menschen völlig abhängig von den Vorgaben der Machtsysteme und ihrer ausführenden Politiker. Man könnte den ersten Schritt einleiten, indem man in bestimmten Kaufhausketten oder anderen Unternehmen nur noch Kreditkarten akzeptiert. Man wird Ihnen dann sagen: „Sie haben natürlich die freie Wahl, wie Sie zukünftig Ihre Rechnung begleichen wollen, aber Lidl, Rewe, Edeka und Aldi haben sich entschieden, nur noch mit Karten bezahlt zu werden, ach ja und Ihr Vermieter übrigens auch…" Hier wird deutlich, dass ich irgendwann gezwungen werde, diesem System beizutreten. Man erklärt uns natürlich gebetsmühlenartig, dass der Datenschutz ganz sicher gewährleistet sei… Wie kann man einer solchen Propaganda überhaupt noch glauben?

Einige „Schlafmenschen" argumentieren sogar mit den Worten: „Sollen Die doch machen was sie wollen, denn ich habe ja nichts zu verbergen…" Diese primitive Denkstruktur entspricht ungefähr demjenigen, der behauptet: „Wer nicht zum Wählen geht, darf sich auch nicht beschweren, wenn es schlecht läuft."

Mit der Einführung eines rein bargeldlosen Zahlungsverkehrs würde vor allem aber ein gigantisches Problem der Banken gelöst werden, deren Machenschaften kurz davor sind, allgemein bekannt zu werden: „Die Geldschöpfung aus dem Nichts." Eine Abschaffung des Bargeldes würde diese akute Konkursgefahr für die Banken eliminieren, weil niemand mehr Geld abheben könnte. Außerdem wäre es möglich, Querulanten, Miesmachern und nonkonformen Geistern das Handwerk zu legen. Willkommen in „1984". Der große Bruder wartet offensichtlich schon darauf, uns endlich zu behandeln.

Am 23.12.2010 gab Andreas Popp bereits eine Stellungnahme in Form eines Aufsatzes mit Video zum Thema „Bargeldlos“ ab und wies auf die Gefahren und Hintergründe hin: www.wissensmanufaktur.net/bargeldlos.

Michael Vogt vom Alpenparlament interviewte ihn nun zu diesem brisanten Thema.
Mit großem Propagandaaufwand wird der bargeldlose Verkehr nach außen getragen, während man alle Kritiker mit dem Verdacht zu belegen versucht, sie hätten wohl etwas zu verbergen. Schweden dient hier als Vorreiter dieser Verwerfung. Selbst Polizei-Repräsentanten oberster Liga lassen sich offenbar vor den Karren spannen. Schon mit einfachem gesundem Menschenverstand kann man jedoch die Zahlen der herangezogenen Statistiken als „falsch“ entlarven.

Hans Peter Blank von der Wissensmanufaktur fand hierzu ertaunliche Belege:
Mittels einer Analyse der Kriminalstatistik sollte herausgefunden werden, worin die Angst in der schwedischen Öffentlichkeit vor Raubüberfällen begründet sein soll, die permanent propagiert wird. Wenn die veröffentlichten, desaströsen Kriminalstatistiken stimmen würden, könnte man die Schweden mit Fug und Recht als ein Volk von Intensivtätern bezeichnen. Vergleicht man diese Kriminalstatistik mit der von Deutschland und den USA, wird es spannend. Die unten genannten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2009, da keine neueren vorlagen. Darin werden zwei Punkte ausgewertet, einmal die gesamte Kriminalität mit allen Straftaten ohne Gewichtung und zweitens den Straftatbestand des Raubüberfalls.

Quellen:
Die Zufriedenheit der schwedischen Bevölkerung, ersichtlich aus dem Happy Planet Index, korrespondiert nicht mit der schwedischen Kriminalstatistik. Die Kriminalstatistik der USA als Vergleichsstatistik erscheint ebenfalls unglaubwürdig.
Wir kamen (wie zu erwarten) zu dem Schluss, dass letztlich die Bankensysteme mit Hilfe der schwedischen Bankgewerkschaft die Steilvorlage zu dieser Kampagne gegeben hat, denn schließlich geht es um den hoffentlich erfolglosen Versuch, die „Giralgeldschöpfung" zu verschleiern.
Nach unseren Recherchen hat man es in Schweden mit der Abschaffung des Bargeldes recht eilig, vermutlich um einen globalen Trend einzuleiten.
Noch ein Detail bezüglich des Verhaltens der Kartennutzer in Schweden: Uns wird ja immer suggeriert, dass die Schweden ihre Karten so exzessiv nutzen...
Die Lafferty Group lieferte hierzu jetzt Zahlen:
Deutschland: 5.444 $ im Jahr pro Kopf
Hier ist kein signifikanter Unterschied zu erkennen, womit das Argument bezüglich „traditionell“ stärkerer Nutzung durch die Schweden wohl nicht haltbar und eher als Propaganda zu bezeichnen ist.

Die Wahrheit ist, dass mit diesen Maßnahmen lediglich die Kontrolle über die Völker intensiviert werden soll, George Orwell lässt grüßen.
Außerdem soll mit der Abschaffung des Bargeldes verhindert werden, dass die Menschen hinter die Machenschaften der Banken kommen, denn dann könnte niemand mehr Geld abheben, welches bekanntlich als gesetzliches Zahlungsmittel nicht existiert, auch wenn es auf Kontoauszügen oder als Rückkaufswerte in Lebensversicherungen usw. ausgewiesen wird.



Durch fließendes Geld raus aus der Zinsknechtschaft
von Wolfgang Berger

Die prominenten Bürger einer kleinen Stadt am Rhein dinierten gemeinsam: Der Bürgermeister, der Schulrektor, der Richter, der Arzt, der Forstmeister und die prominenten Geschäftsleute. Sie tranken guten Wein und erlesene Schnäpse. Nach Mitternacht verließen sie fröhlich und beschwipst das Lokal. Auf dem Marktplatz wurde tagsüber Karneval gefeiert, ein Kettenkarussell stand noch da. Einer der Zechbrüder meinte, es wäre doch lustig, jetzt Karussell zu fahren. Jeder fand einen Sitz, der letzte stellte den Motor an und sprang dann auch noch auf. Das Karussell kam in Fahrt, die Sitze kreisten in der Höhe. Da bemerkten die Herren, dass keiner mehr abspringen und den Motor abstellen konnte. Sie schrien nach Hilfe. Niemand hörte sie. Die Karussellfahrt dauerte die ganze Nacht und wurde zum Alptraum.

Um sechs Uhr morgens wurden sie vom Zeitungsboten entdeckt. Er alarmierte die Feuerwehr. Die Bilanz war schrecklich: Die meisten hatten einen Schock erlitten und mussten psychiatrisch behandelt werden. Drei waren bewusstlos und wurden ins Krankenhaus gebracht. Einer hatte einen Herzinfarkt erlitten. Er war tot.
Diese wahre Begebenheit zeigt, wie es Unternehmen ergeht, die sich Finanzindustrie nennen. Sie haben ein Karussell in Gang gesetzt, das sie nicht mehr stoppen können, sie fliegen hoch in der Luft und haben die Bodenhaftung verloren. Ein Ingenieur in der richtigen Industrie entwickelt und produziert technischen Fortschritt. Ein „financial engineer“ wie es im Fachjargon heißt (also ein Finanzingenieur – vielleicht besser Finanzjongleur) entwickelt oder produziert nichts, was irgendjemandem das Leben erleichtert. Im Gegenteil – er vernichtet Ersparnisse, Altersversorgungen, Ausbildungshoffnungen, Arbeitsplätze, Lebenschancen, ja Leben und vermehrt Not, Verzweiflung und Hunger auf der Welt. Aber er verdient bis zu hundert Mal mehr als ein richtiger Ingenieur.
Das Spiel muss immer schneller, immer höher, immer riskanter werden, weil das System es so verlangt. Mit drei Dingen könnten wir der Katastrophe entgehen: mit 1. Wachstum, 2.Wachstum und 3. Wachstum. Aber irgendwann dreht sich das Karussell so schnell, dass die Halterungen reißen und wir alle aus den Sitzen fliegen. Dieser Tag ist jetzt nicht mehr fern. Warum ist das so?

Ein kleines Goldstück wird ganz groß

Warum ächzt überhaupt die ganze Welt unter einem Wachstumswahn, der die Erde als Lebensraum zerstört? Es ist ein Selbstmordprogramm der Spezies Mensch. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Die Exponentialfunktion. Wir alle haben in der Schule gelernt, was das ist. Kaum jemand ahnt, was diese einfache Funktion für unser Leben praktisch bedeutet. Ein Beispiel verdeutlicht es:
Kennen Sie die Weihnachtsgeschichte? Die heiligen drei Könige aus dem Morgenland haben Weihrauch, Myrrhe und Gold mitgebracht. Nach der Geburt Jesu musste Joseph mit seiner Familie nach Ägypten fliehen und dort politisches Asyl beantragen. Auf der Reise gab es Räuber und Wegelagerer. Vielleicht hat Joseph deshalb nicht alles Gold mitgenommen und einen einzigen Cent bei der Bank angelegt, wo er sicher war – zu fünf Prozent.
Nun stellen wir uns vor, Jesus kommt wie angekündigt zurück, geht zur Bank, legt das alte Sparbuch vor und sagt: „Tragen Sie doch bitte mal die Zinsen nach“. Heinrich Haussmann aus Nürnberg hat ausgerechnet, was im Laufe der Jahrhunderte aus diesem einen Cent geworden wäre: Im Jahre 296 ein Kilogramm Gold, im Jahre 438 eine Tonne Gold, in 1466 eine massive Goldkugel von der Größe des Planeten Erde, in 1749 eine Million Goldkugeln von der Größe unseres Planeten, in 1890 eine Milliarde solcher massiver Goldkugeln und im Jahre 2000 ganze 216 Milliarden erdgroße Kugeln aus Gold.
Das ist die Wirkung der Exponentialfunktion, nach der sich angelegtes Vermögen vermehrt. Wir sehen, dass eine solche Vermehrung vollkommen irreal ist. Deshalb musste es in der Vergangenheit alle zwei bis drei Generationen immer wieder zu großen Kriegen oder anderen Katastrophen mit gewaltigen Zerstörungen kommen. Danach konnte es wieder bei Null losgehen und das Karussell erneut langsam Fahrt aufnehmen. Das System des Zinseszinses braucht regelmäßige Zusammenbrüche.
Wenn es aber nur die Zinsen von fünf Prozent gäbe, die nicht verzinst, sondern in einer zinsfreien Währung gut geschrieben werden, hätten wir ein ganz anderes Ergebnis: Aus dem einen Cent wäre innerhalb von zweitausend Jahren ein einziger Euro geworden. Damit könnten wir leben.


Die Phönizier haben das Geld erfunden, nur leider viel zu wenig

Warum brauchen wir überhaupt den Zinseszins, der solch verheerende Wirkungen hat? Er lockt das Geld wieder in den Wirtschaftskreislauf. Geld ist für die Wirtschaft wie Wasser für die Natur. Wenn das nicht mehr fließt, stirbt die Natur. Oder wie das Blut in unserem Körper. Wenn es nicht mehr fließt, sind wir tot. Geld ist das Blut der Wirtschaft. Geld soll den Tausch vereinfachen, mehr nicht. Wir haben aber etwas ganz anderes daraus gemacht. Durch Zins und Zinseszins vermehrt es sich aus sich selbst heraus und wird zum Selbstzweck.
Geld vermehrt sich, obwohl es nicht arbeiten kann. Diese Vermehrung muss von den Menschen erarbeitet werden, die Güter und Dienstleistungen für unseren täglichen Bedarf herstellen: von Unternehmern der Realwirtschaft und ihren Mitarbeitern. Mit ehrlicher Arbeit aber kann heute kaum noch jemand reich werden. Was wir damit verdienen, ist einfach viel zu wenig. Deshalb bringt Geld mehr Menschen um den Verstand als die Liebe.
Auch das ist nicht neu. Aristoteles schrieb vor 2.350 Jahren: „So ist der Zins hassenswert, weil er aus dem Geld selbst den Erwerb zieht und nicht aus dem, wofür das Geld da ist. Denn das Geld ist um des Tausches willen erfunden worden, durch den Zins vermehrt es sich dagegen durch sich selbst“.
Zinsfreies Geld, das sich nicht von selbst vermehrt, aber von selbst fließt, hat es schon mehrfach in der Geschichte gegeben. Es hat immer den arbeitenden Menschen gedient und bewirkt, dass Reichtum allein durch Arbeit geschaffen wird. Es hat immer leistungslose Einkommen verhindert, die entstehen, wenn Geld sich von selbst – also durch die Arbeit anderer – vermehrt.


Ein goldenes Zeitalter in Mitteleuropa: von 1150 bis 1450

    Brakteat
Brakteaten, 12. Jhd.
Foto: Katharina Surhoff
Geld – das waren damals kleinen Münzen, die nur ein Jahr Gültigkeit hatten. Neben dem Konterfei des Herrschers war auf die Rückseite die Jahreszahl geprägt. Danach mussten sie gegen Münzen des neuen Jahres umgetauscht werden. Dabei behielt der Herrscher eine 20-prozentige Steuer ein: Wer zehn Münzen des alten Jahres eintauschte bekam dafür acht neue Münzen.
Dieser 20-prozentige Umlaufimpuls war die einzige Steuer. Der Herrscher hat die ungültigen Münzen eingeschmolzen und das Material für die nächste Prägung genutzt.
Wenn Sie damals ein erfolgreicher mittelständischer Unternehmer – ein Handwerksmeister – waren, wollten Sie die Steuer von 20 Prozent am Jahresende umgehen. Sie haben ein Haus gebaut und dafür alles Geld ausgegeben. So brauchten Sie die Münzen nicht einzutauschen.
Überall in Mitteleuropa entstanden mit diesem fließenden Geld prächtige Fachwerkhäuser. In Nordeuropa waren Steinhäuser die Zeugen des Reichtums. Ärmliche Fischerdörfer rund um Nord- und Ostsee entwickelten sich zu prächtigen und mächtigen Hansestädten. Viele malerische mittelalterliche Städte wurden gegründet oder ausgebaut: Quedlinburg, Schwerin, Marburg, Rothenburg, Görlitz, Prag, Passau, Salzburg, Graz, Luzern, Zürich, Colmar, Tübingen, Gent, Antwerpen.
   Straßburger Münster
Straßburger Münster
erbaut 1176 bis 1439
Photo: Bresson Thomas
Der Wiener Kulturhistoriker Egon Friedell, hat die rauschenden Feste und Saufgelage dieser Zeit beschrieben: mit Musikanten und Geschichtenerzählern, mit Gauklern und Zauberern, mit Minnesängern und Tanz, mit üppigen Speisekarten, bei denen uns heute noch das Wasser im Munde zusammenläuft. Es war eine Zeit mit überquellendem Genuss und triefender Lebensfreude und – 300 Jahre Frieden. Nachdem die Menschen für alles Irdische gesorgt hatten, haben Sie ihren Überfluss der Kirche gespendet, die damit in diesen 300 Jahren große Dome und Kathedralen baute: Von Köln bis Regensburg, von Straßburg bis Magdeburg, von Fulda bis Breslau.
Diese vielen eindrucksvollen Investitionen wurden mit nur 20 bis 30 Arbeitsstunden in der Woche erschaffen. Neben dem Sonntag war der „blaue Montag“ arbeitsfrei. Darüber hinaus gab es etwa hundert kirchliche Feiertage im Jahr. Das alles war möglich, weil es keine Finanzwirtschaft gab, die – wie es heute ist – weltweit das Zehnfache von dem beansprucht, was die Realwirtschaft erarbeitet.


Das historische Experiment einer Stadt in Tirol

Mitten in der dramatischen Weltwirtschaftskrise 1929 hat der Bürgermeister von Wörgl in Tirol fließendes Geld eingeführt – eine Stadtwährung. Das hat die Arbeitslosigkeit praktisch beendet und Wörgl mitten in der Krise eine vorbildliche Infrastruktur verschafft.
Das Experiment war so erfolgreich, dass es viele Nachahmer fand, sogar jenseits des Atlantiks. Der Ministerpräsident Frankreichs Édouard Daladier besuchte den Ort. Die Finanzexperten allerdings erklärten die Stadtwährung für groben Unfug. Die österreichische Zentralbank setzte bei der Regierung in Wien ein Verbot durch. Der Bürgermeister ging vor Gericht, verlor und wurde entlassen. Wörgl kehrte zurück zur Landeswährung, zu hoher Arbeitslosigkeit und schrecklichem sozialen Elend.
Die Kompetenz der Finanzexperten ist seitdem nicht gewachsen. Ein Träger des Wirtschaftsnobelpreises wurde neulich gefragt, was an den schönen Modellen der Ökonomen falsch sei, wo doch die Welt von einer Krise in die nächste schlittere. „Die Modelle sind richtig, die Wirklichkeit ist falsch“, hat er geantwortet. Unser Pech: Wir leben und arbeiten in dieser falschen Wirklichkeit.
„Der Krieg ist eine zu ernste Angelegenheit, um sie den Generälen zu überlassen“, hat Georges Clemenceau gesagt. Wir können heute ergänzen: „Unsere Finanzordnung ist eine zu ernste Angelegenheit, um sie den Ökonomen zu überlassen“. Unsere alten Volksweisheiten sind vernünftiger als aller Expertenrat: „Der Rubel muss rollen“ oder „Thaler, Thaler, du musst wandern von der einen Hand zur andern“.
Wie kommt es, dass fließendes Geld solch segensreiche Wirkungen entfaltete? Es gab keine Finanzwirtschaft und deshalb auch keine Schulden. Wer etwas schuldete, weil er es sich geborgt hatte, musste es real zurückgeben. Zinsen waren streng verboten. Zinsgeber und Zinsnehmer wurden von der Kirche exkommuniziert, ihnen drohte das Schmoren im ewigen Fegefeuer. Nicht nur das Christentum, alle Religionen haben den Zins verboten. Wir haben das schlicht vergessen.



Fast jeder zahlt mehr als 1.000 Euro Zinsen im Monat

Zins und Zinseszins sind Systembestandteile. Sie haben Nebenwirkungen, die deshalb auch Systembestandteil sind. Schreckliche Nebenwirkungen: So wie die Geldvermögen exponentiell wachsen, müssen auch die Schulden exponentiell wachsen. Das kleine Goldstück von Joseph könnte nur dann zu einem Wert von vielen Milliarden Goldkugeln wachsen, wenn spiegelbildlich auch jemand für Schulden in dieser Höhe haften würde.
Wenn Sie zum Beispiel eines meiner Bücher in der Hand halten, hat es einen langen Weg hinter sich: Es wird Ihnen mit der Post zugeschickt. Dazu braucht es Lieferwagen. Eine Druckerei muss die Bücher drucken. Dazu benötigt sie Papier, Farbe und Druckmaschinen. Die Farbe kommt aus Chemiefabriken, die Druckmaschinen aus einer Maschinenfabrik. Die setzt Werkzeuge und Stahl ein. Stahl wird aus Eisenerz und Kohle in Bergwerken gewonnen, das Papier aus Altpapier oder Holz. Holz kommt aus Wäldern, die angepflanzt und mit Maschinen geerntet werden.
Jede dieser Wertschöpfungsstufen braucht Investitionen, die von dem betreffenden Unternehmen finanziert werden müssen. Die Zinsen werden in die Preise hineinkalkuliert. Wenn wir alle Stufen der Wertschöpfung zusammenzählen, erhalten wir einen Zinsanteil im Endpreis von im Durchschnitt 40 Prozent. Zusätzlich zahlen wir einen großen Teil unserer Steuern für den Zinsdienst der öffentlichen Haushalte. Wir können deshalb grob rechnen, dass wir mit jedem Euro oder Franken, den wir ausgeben, die Hälfte für Zinsen und nur die andere Hälfte für das Produkt oder die Dienstleistung bezahlen.
Mit fließendem Geld hätten wir alle – in Preisen von heute – die doppelte Kaufkraft. Geld vermehrt sich dann nur noch durch Arbeit. Diejenigen, die arbeiten erhalten den vollen Gegenwert für das, was sie tun. Die Finanzindustrie schöpft nicht mehr die Hälfte ab und zwingt uns damit, den Gürtel enger zu schnallen, obwohl die Wirtschaft ständig wächst.



Wäre dies auch heute möglich?

Die Einführung fließenden Geldes ist heute technisch sehr einfach. Die Hürde, die es zu überwinden gilt, ist das Unwissen der Menschen – auch der Entscheidungsträger. Was Sie hier gerade gelesen haben, wird von Medien, Schulen und Hochschulen mit eisigem Schweigen bedeckt, damit Sie es nicht erfahren. Wenn Sie sich detaillierter informieren wollen: www.lust-auf-neues-geld.de, www.wissensmanufaktur.net.
Jede Zentralbank könnte die einfache Umstellung in einem Währungsraum vornehmen. Die Details sind zu Ende durchdacht und müssen nur handwerklich sauber durchgeführt werden. Nach einer Übergangszeit könnten sich Unternehmen zinsfrei finanzieren. Viele Menschen mit der dann doppelten Kaufkraft würden vielleicht lieber halb so viel arbeiten und so ihre Lebensqualität erhöhen.
Ich weiß: Das ist ein außergewöhnlicher Vorschlag. Außergewöhnliche Ideen werden immer zuerst belächelt, dann bekämpft und schließlich hat es jeder schon gewusst. Das wünsche ich mir. Das wünsche ich uns allen.

Ihr Wolfgang Berger, Oktober 2012


Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger ist ein in Frankreich und den USA ausgebildeter Philosoph und Ökonom, war Industriemanager und Hochschullehrer. Er hat in Deutschland, Ghana, Indien, Italien, Argentinien, in den USA und im Iran gearbeitet. Jetzt schreibt er Bücher zu unternehmerischen Fragen und hat eine Beratungsfirma gegründet (www.resonanzschmiede.de). Er ist wissenschaftlicher Beirat der Wissensmanufaktur (www.wissensmanufaktur.net) und Mitinitiator einer gemeinnützigen Initiative, die Großveranstaltungen zur Finanzordnung durchführt (www.lust-auf-neues-geld.de).
Das Fließende Geld ist eine entscheidende Komponente im „Plan B“ der Wissensmanufaktur (www.wissensmanufaktur.net/plan-b).